Login

Login

Fotoreise Venedig

Venedig wäre nicht Venedig, wenn es im freien Meer läge, meinte Hermann Hesse und berichtete von einem Morgen, als er den enormen Unterschied von Meer und Lagune empfand: “Die leuchtend frischen, jubelnden Farben würden Venedig seines eigenen Schmucks berauben: das Verschleierte,Traumhafte, verborgen Schillernde der Farben.“ Und Henry James sagt: “Es gibt zwei Arten von Städten: alle anderen und Venedig.“
Unsere Fotoreise nach Venedig im November führt uns in diese besondere Welt, wo es während dieser Fotoreise darum geht, diese einzigartige Stimmung wahrzunehmen und im Bild einzufangen. Bilder werden immer dann als gut und gelungen empfunden, wenn sie beim Betrachter eine emotionale Reaktion auslösen.
Aber wie immer, wenn man in eine neue Welt eintaucht: Man muss erst einmal ankommen, den Alltag hinter sich lassen, um sich auf das Neue einstellen zu können. Venedig hat sein eigenes Tempo, keine Autos, weniger Lärm und das eher gemütliche Fahren über die Kanäle mit dem Vaporetto.

Dorsoduro
Langsam erkunden wir die Stadt rund um unser schönes Hotel – gelegen mitten in Dorsoduro, einem beschaulichen Stadtteil, wo noch viele Einheimische und Studenten wohnen. Unser erster Fussmarsch führt uns durch enge Gassen und entlang von Kanälen. Es gibt hier wie überall in Venedig Motive über Motive, die es gilt, entsprechend der theoretischen Informationen (Welche Blende, Zeit und ISO soll ich an meiner Kamera einstellen? Welche Brennweite macht Sinn? Was ist bei der Motivwahl und beim Bildaufbau zu bedenken? Worauf muss ich achten, wenn ich das Stativ einsetze?) auf den Sensor zu bannen. Schon nach 100 Metern stehen wir auf dem Campo San Barnaba an einem Kanal und sehen die ersten Gondeln und tolle Spiegelungen. Das setzt sich vergleichbar fort, so dass man verwundert auf die Uhr schaut und feststellt, wieviel Zeit bereits vergangen ist. Langsam setzt die Dämmerung ein, die Lichter gehen an und erzeugen eine ganz besondere Stimmung, für alle eine gute Gelegenheit, sich mit den Besonderheiten der Available Light Fotografie vertraut zu machen.
Das können wir gleich am nächsten Tag vom Punta della Dogana alla Salute mit dem Blick Richtung San Marco und Campanile vertiefen.

San Marco – Accademia Brücke – San Giorgio Maggiore
Nachts auf dem Markusplatz zu stehen, ist schon ein besonderes Erlebnis. Das Treiben tausender Touristen, die diesen Platz täglich besuchen, ist vorbei. Der Regen des Tages hat noch seine Spuren hinterlassen. In den feuchten Flächen spiegeln sich die Lichter der angestrahlten Gebäude. Jetzt kann man in Ruhe seine Bildidee umsetzen und dabei die Stimmung mit den Lichtern und grafischen Elementen des Platzes einfangen. Zurück zum Hotel führt uns der Weg bei später Stunde durch ruhige stimmungsvolle Gassen über die Accademia Brücke mit dem wunderschönen Blick Richtung S. Maria della Salute.
Und: Natürlich ist auch der Besuch des Markusplatzes zum Sonnenaufgang mit Blick Richtung San Giorgio und den im Wellengang schwankenden Gondeln „Pflichtprogramm“ jedes Fotografen, der Venedig besucht. Hier stehen Langzeitbelichtungen bei sich schnell verändernden Lichtstimmungen im Vordergrund. Ist die Sonne erst über dem Horizont, sind stimmungsvolle Bilder mit langen Schatten beim Palazzo Ducale möglich.
Nach getaner Arbeit und Rückkehr zum Hotel frühstücken und dann für die Bildbesprechung Bilder auswählen und bearbeiten, denn eine Fotoreise ohne Bildbesprechung wäre wie ein Jahr ohne Weihnachten. Es ist immer wieder spannend zu sehen, was andere, die neben einem standen, gesehen haben und das fotografisch umgesetzt wurde. Das liefert mit den Hinweisen zur Bildgestaltung neue Ideen für die anstehenden Touren durch Venedig.
Zum Nachmittag geht’s mit dem Schiff nach Guidecca, um bei Sonnenuntergang vom Glockenturm der Chiesa di San Giorgio Maggiore das besondere Licht bei toller Fernsicht zu nutzen.

Burano
Der malerische Fischerort Burano auf vier Laguneninseln ist für seine Nadelspitze „Reticella“ und die unglaublich bunten Hausfassaden berühmt. Wer diese Farbigkeit noch nicht gesehen hat, glaubt beim Betrachten der Bilder, der Fotograf hat es bei der Bildbearbeitung mit dem Sättigungsregler übertrieben. Der Legende nach dient(en) diese leuchtenden Farben den Fischern bei Nebel oder durchzechter Nacht als Orientierungshilfe fürs eigene Heim. Es ist ein herrlicher Tag für diesen Ausflug: Wir haben einen fantastischen klaren Blick auf die schneebedeckten Gipfel der zum Greifen nah erscheinenden Alpen und werden noch mit einem tollen Sonnenuntergang belohnt.

Cannaregio / Ghetto – Rialto
Im Jahre 1516 wurde den Juden, die zuvor auf Guidecca lebten, im Sestrier Cannaregio das Gelände einer ehemaligen Gießerei (ital. getto, gettare bedeutet“schmelzen“) für Kanonenkugeln als Wohngebiet zugewiesen. Zwei Brücken gewährten Zutritt zum ältesten Ghetto der Welt, wo alle Türen nach innen gerichtet sein mussten und die schmucklosen Häuser aufgrund des Zustroms von Flüchtlingen aufgestockt wurden. Erst 1848 erhielten die venezianischen Juden ihr Bürgerrecht. Nach der fotografischen Erkundung dieses Stadtteils machen wir uns auf den Weg zur Rialtobrücke, um zuvor von der Dachterrasse des 500 Jahre alten Fondaco dei Tedeschi den Rundblick über die Stadt zu geniessen.
Der Markt bei der Rialtobrücke ist bekannt für sein reichliches Angebot von Obst, Gemüse sowie Fisch und Fleisch. Hier kann man sich in der Reportagefotografie üben; beobachten, eine Bildidee entwickeln und immer konzentriert bleiben, um im richtigen Moment auszulösen.

Man will es kaum glauben, aber die Woche Venedig ist vergangen wie im Flug. Die Abschlusspräsentation, eine Zusammenstellung von Bildern der gesamten Woche, lässt diese schöne Zeit noch einmal Revue passieren. Voll mit unvergesslichen Erinnerungen und stimmungsvollen Bildern fahren wir nach Hause; viele werden sicherlich zurückkommen.

Bilder: Roman Kaltenpoth und Bernd Kupper