15.05.2024 / Vorgeschichte
Trotz gut vorbereiteter Reise und ausgebuchtem Buchungsstand muss die Reise auf Grund einer ungeplanten Operation unseres Referenten Peter Fischer am 13.5.2024 abgesagt werden. Trotzdem entscheiden sich 6 Teilnehmer:innen in die Bretagne zu reisen und fotografisch zu erkunden. Peter stellt seine Reisevorbereitungsunterlagen über Tagesausflüge und Fotolocations zur Verfügung. Die Reisenden selbst sind aber auch schon gut vorbereitet.
16.05.2024 / Brest und Umgebung
Am Vortag trafen wir sechs übrig gebliebenen uns im von uns ausgesuchten neuen Hotel in Brest direkt am Hafen und erkundeten nach dem Abendessen noch ein wenig die Stadt bzw. den Sonnenuntergang lichteten ab.
Heute stand eine Tour des Phares (Leuchttürme) auf dem Programm. Der erste Stop war morgens um 5:30 zum Sonnenaufgang am Leuchtturm Petit Minou in Plouzané. Allerdings verhielt sich die Sonne recht zögerlich, so dass nur ein paar kurze Momente für einen gut ausgeleuchteten Turm da waren.
Danach ging es erst mal zum Frühstück ins Hotel zurück. Anschließend fuhren wir los in Richtung nächster Leuchtturm, an der Südspitze der Bretagne zum Phare de Saint-Martin in Plougonvelin. Dieser Turm steht direkt neben der Ruine einer alten Abtei und stellt dadurch interessant die Vergangenheit mit der Gegenwart dar. Nun lachte die Sonne und bescherte uns schöne Momente.
Nach einer kleinen Stärkung in einer Creperie am Ortsausgang starteten wir zum dritten Leuchtturm an diesem Tag – dem Phare de Kermorvan in Le Conquet. Dieser weicht ein wenig von der gängigen Form eines Leuchtturms ab – er ist viereckig.
17.05.2024 / Der Norden
Nachdem es am ersten Tag doch relativ spät wurde, begannen wir unsere Tour ein wenig später, so dass alle ausgeschlafen hatten. Da die Wettervorhersage für Brest und an der Westküste schlechter als für den Norden aussah, suchten wir uns Ziele zwischen Plouguerneau und Saint-Pol-de-Léon aus. Die erste Station führte uns nach Saint-Cava, das einen schönen Sandstrand mit Austernbänken und einen Blick auf die vorgelagert île Wrac´h mit ihrem Leuchtturm bietet.
Knapp 2 km weiter liegt der nächste Stop Pointe du Castel Ac’h, von wo aus man den auf einer kleinen Insel vorgelagerten Phare de îlle Vierge blickt. Dieser Leuchtturm ist mit 82,5 m der höchste Europas.
Bevor es nun zur nächsten Station geht, mussten wir uns unbedingt in der Creperie in Lilia stärken. Diese hat den bezeichnenden Namen „Creperie de Route de Phares“ und ist sehr zu empfehlen.
Die dritte Station an diesem Tag sollte Meneham, das Haus zwischen den Felsen, sein. Nur sah das Wetter in Bezug auf die Regenwahrscheinlichkeit an diesem Ort nicht gut aus, so dass wir uns entschlossen, noch weiter nach Osten nach Cléder zu fahren. Auch da gibt es Haus am Felsen, das wir als Ersatz nahmen. Doch kurz nach unserer Ankunft und den ersten Bilder fing es hinter uns gewaltig an zu blitzen und zu donnern und gleichzeitig setzte kräftiger Regen ein, was uns wieder schnell in die Autos trieb.
Aber wir gaben noch nicht auf und wollten es nochmal bei Meneham versuchen. Und wie es so ist, wenn Engel reisen, klarte der Himmel auf und bescherte uns schönes Abendlicht an diesem Haus, das zwischen zwei Felsen eingebaut ist. Damit war es ein perfekter Ausklang des zweiten Tages unserer Reise.
18.05.2024 / Der Süden
Der Wetterbericht sagte uns für heute im südlichen Bereich besseres Wetter vorher, so dass wir die Ziele südlich von Brest auswählten. Die erste Station sollte ein kleiner Markt in Plougastel-Daoulas sein, der nur Samstags abgehalten wird. Allerdings waren wir von dem Minimalismus überrascht – es gab nur ca. 6 Stände. Und das fotografische Angebot war genauso dürftig wie das wirtschaftliche, abgesehen von den Preisen.
Und so brachen wir unseren Stop wieder schnell ab und bewegten uns weiter südlich zum Friedhof der Marine-Schiffe in Landévenec. Aber auch dieser Spot gab für unsere Bilder nicht viel her, da man nur von der Straße aus auf den Fluss und die Schiffe blicken konnte und nicht näher ran kam.
Erneut ging es nach kurzem Aufenthalt weiter – nun zum Schiffsfriedhof in Crozon. Das war endlich der perfekte Place – eine Vielzahl von Wracks direkt am Strand und unwahrscheinlich fotogen für alle, egal ob detailverliebte Aufnahmen gewünscht waren oder Gesamtansichten der alten Boote. Gleichzeitig verdunktelte sich der Himmel, was ein wunderbares Licht und eine tolle Stimmung herbei zauberte.
Nachdem nun fast jedes Wrack auf den Sensor gebannt war, fuhren wir ein kurze Strecke nach Camaret-sur-Mer, wo ebenfalls Wracks an der Mole lagen, aber in gänzlich anderer Stimmung. Am Ende der Mole stand der alte Vauban-Turm der Befestigungsanlage, der die Reede von Brest absichern sollte. Alles in allem eine sehenswerte und fotogene Location.
Die fünfte und letzte Station unser heutigen Tour war der Pointe de Pen-Hir, auf dem das „Monument aux Bretons de la France Libre“ steht – zu Ehren der Bretonen, die im Krieg für Frankreichs Freiheit gekämpft haben. Dieses felsige Kap auf der Crozon-Halbinsel bietet einzigartige Ausblicke auf das Meer und die vorliegenden Erbseninseln. Es ist ein Muss für Bretagne-Besucher und ist fotografisch sehr reizvoll, sei es nun für bodengebundene Fotografen oder auch unsere beiden Drohnen-Piloten. Die letzeren profitieren deutlich von Standpunkten aus der Luft, die für einen herkömmlichen Foto-Enthusiasten nicht erreichbar sind.
19.05.2024 / Der Nordosten
Heute mussten wir wieder mal früher aufstehen, da die Tour zur Rosa Granit Küste mit der längsten Anreise auf dem Plan stand. Auf dem Weg nach Ploumanac´h fand auf halbem Weg ein erster kleiner Fotostop an einer alten verfallenen Mühle statt, die ich im Vorbeifahren aus den Augenwinkeln wahr nahm. Man sollte nicht vermuten, welche Faszination dieses urige Gemäuer, das mitten im Wald stand, auf die Fotografen hatte. Hoffen wir, dass die Bildausbeute dieser entspricht.
In Tregastel angekommen, machten wir uns auf, den Strand mit den rosa Grantifelsen zu erkunden und die besten Perspektiven zu finden. Während manch einer auf dem Boden krabbelte und Muscheln oder anderes seltenes Getier ablichtete, versuchten es andere mit ihren Drohnen aus der entgegengesetzten Richtung von oben. Aber es gab auch erdgebunden Landschaftsbildner, die für herkömmliche Aufnahmen sorgten.
Ein weiterer Spot an diesem interessanten Küstenabschnitt lag in Ploumnac´h. Dort waren die Felsformationen noch gewaltiger als an der letzten Station, was aber auch zu mehr Touristen in diesem Gebiet führte. Und diese Ecke schien auch ein El Dorado für Taucher zu sein, was man an den vielen Froschmännern sehen konnte. Hinter den riesigen Felsbrocken, die wohl auch für Obelix zu groß waren, spitzte der Phare de Mean Ruz hervor.
Die dritte Station auf unsrer heutigen Tour war die alte Gezeitenmühle in Penvénan. Bevor es ans fotografieren ging, mussten wir uns aber erst bei einem Picknic am Hafen mit Baguette und Käse und Croissants stärken. Leider fehlte bei der Mühle das Wasser wegen der Ebbe, was das Motiv ein wenig verwässerte.
Deshalb fuhren wir nach dem kurzen Aufenthalt nach Plougrescant, wo das Maison du Gouffre steht, das bekannte Haus zwischen den Felsen. Auch hier ist der Parkplatz voll und sogar ein Bus steht dabei. Da kann man die Aktionen der Bewohnern des Hauses nachvollziehen, dass sie genervt sind von so vielen Besuchern. Sie stellen nämlich unfotogen ihre beiden Autos direkt vor das Haus, um die Bilder uninteressanter zu machen. Allerdings haben sie weder mit der KI von Photoshop gerechnet, die die Autos clever wegretouschiert oder den Drohenpiloten, die hinter das Haus fliegen und von dort Fotos ohne Autos machen.
Auf Wunsch eines einzelnen Herrn fuhren wir auf dem Rückweg über Morlaix, wo das große Eisenbahnviadukt quer durch die Stadt führt und gehofft wurde, dass gerade zum Zeitpunkt unseres Aufenthaltes ein TGV darüber fährt. Doch scheinen die Fahrpläne der Bahn nicht mit unseren Aufenthaltszeiten kompatibel zu sein, so dass es bei Bildern ohne Zug, aber mit vielen Autos blieb. Nach einem üppigen Abendessen ging dieser Reise zurück zum Hotel, wo dieser 14-Stunden-Tag endete.
20.05.2024 / Tour de Châteaux
Nach dem langen Ausflugstag gestern und der für heute angedachten Bildbesprechung wurden die heutigen Touren ein wenig beschränkt. So starteten wir erst gegen 10 Uhr gen Morlaix und von da Richtung Norden an die Küste zum Château du Taureau bei Carantec. Dieses Schloß, das vielmehr einer Festungsanlage gleicht, liegt auf einer Insel im Meer ca. 800 m vom Festland entfernt und wurde um 1745 fertiggestellt. Vom Ufer ist es nicht so leicht zu fotografieren, aber per Lufttaxi unserer beiden Flieger gelangen ganz gute Bilder.
Der nächste Stop in Carantec um die Mittagszeit beinhaltete Kaffee, hot Chocolate und verführerische Naschereien der französischen Pattiserie. Ein kleiner Abstecher zur Kirche musste heute am Pfingstmontag mit drin sein, bevor es zum nächsten Schloß weiter ging.
Zum Château de Kerouzere fuhren wir eine knappe halbe Stunde. Dieses Schloß ist in Privatbesitz, der Garten kann aber für Wanderer, und auch für Fotobegeisterte, betreten werden. Der Zugang wird von einer Platanenallee gesäumt, was fotografisch ganz reizvoll ist. Mit einem kleinen Picknic im Schloßgarten ließen wir diesen Ausflugstag ausklingen und begaben uns anschließend auf die Fahrt zum Hotel. Da wurden noch schnell die Bilder für die Bildbesprechung an Peter in die Schweiz geschickt, um dann um 17 Uhr fürdie Konferenz bereit zu sein.
Der Tag klang mit einem gemeinsamen Abschiedsessen aus, da die beiden Teilnehmerinnen, die mit dem Auto anreisten, bereits am nächsten Tag ihre Heimreise antraten.
21.05.2024 / Der Südwesten
Nachdem wir heute morgen nach dem Frühstück die beiden Teilnehmerinnen verabschiedet hatten, wollten wir den letzten Tag nochmals für eine längere Tour in den Südwesten westlich von Quimper nutzen.
Der erste Halt fand in einem wunderbaren mittelalterlichem Städtchen statt – in Locronan. Das Dorf ist noch komplett mittelalterlich und sehr sehenswert. Roman Polanski drehte dort seinen Film „Tess“ und auch Teile der Fernsehserie „Die Schatzinsel“ wurden dort aufgenommen. Besonders für Fotografen ist die Sperrung für den normalen Autoverkehr von Vorteil, da so viele schöne Szenerien auf die Speicherkarte gebannt werden können. Allerdings ist es von Touristen gut besucht und man muss manchmal Geduld aufbringen, wenn einem keiner im Bild herumstehen soll.
Nach einer kleinen Kaffeepause fuhren wir weiter an die Küste zum bekanntesten Punkt im Südwesten, dem Pointe du Raz. Dort waren besonders unsere beiden „Drohnis“ wieder sehr aktiv, für den erdgebundenen Fotografen waren die Eindrücke nicht ganz so perfekt, da das Wetter sehr diesig war und der Leuchtturm vor der Küste weit entfernt lag. So brachen wir nach einer knappen Stunde wieder auf, um zum nächsten und letzen Punkt des Tages und auch der Reise zu gelangen.
Das war dann d Phare d’Eckmühl, ein Leuchtturm auf der Pointe de Saint-Pierre in Penmarc’h im französischen Département Finistère. Erw wurde 1897 eingeweiht und ist mit Höhe von 64,8 m einer der höchsten Leuchttürme Europas. Er ist begehbar und zwei unserer Teilnehmer nahmen die Strapaze auf sich und stiegen die 307 Treppen bis zum Leuchtfeuer hoch. Die Aussicht entschädigt natürlich dafür. Besonders schön ist das Treppenhaus, das mit Opalfließen ausgekleidet ist.
Nach der Rückfahrt nach Brest endete für uns diese trotz des Ausfalls von Peter Fischer schöne und vergnügliche Reise. Die Bretagne ist ein wunderbares Fleckchen Erde und auch die Menschen begegneten uns trotz unserer teils sehr mangelhaften Französisch-Kenntnisse freundlich und hilfsbereit. Die Baguettes und der Käse sind köstlich und Fotomotive gibt es wie Sand am Meer. La vie en France est belle.