Unterwegs im Nationalpark Wattenmeer – das ist zu jeder Jahreszeit ein Erlebnis. Diesmal erkundeten wir diese besondere Landschaft im Rahmen unserer Fotoreise im herbstlichen Oktober. Zu dieser Jahreszeit muss man sich an der Westküste auf das unterschiedlichste, aber auch fotografisch spannendes Wetter einstellen. Das diesjährige Angebot enthielt viele Varianten: Sonne, Nebel, Regen, starker Wind, aber auch – für die Nordsee sehr untypisch – absolut ruhiges Wasser mit tollen Spiegelungen. Doch jedes Wetter war garniert dem, was Fotografen/innen sich wünschen: Tolle Lichtstimmungen.
Diese Bedingungen zeigten sehr schnell, was man beim Fotografieren nicht aus dem Auge verlieren sollte: Die Fähigkeit, sich zeitnah flexibel an die aktuelle Situation anpassen zu können.
Der Blick auf die WetterAPP legte uns einen für unsere Fotoreisen untypischen Start nahe, denn die Einführungspräsentation erfolgte erst am Abend nach der ersten Fotosession. So haben wir als Erstes die Location für den Sonnenaufgangsspot am Samstagmorgen erkundet und nach dem Mut machenden Blick zum Himmel spontan entschieden, den Beltringharder Koog und die Hamburger Hallig aufzusuchen. Das wurde wie so oft in vergleichbaren Situationen belohnt, insbesondere mit dem intensiven leuchtenden Rot vom Queller, eine Salzwiesen Pflanze, die sich im Herbst von Grün zu Rot verfärbt.
Morgenstund
Am Sonntagmorgen hieß es dann für uns im Gegensatz zu der allgemeinen Bevölkerung: Früh raus aus den Federn und über den Damm rauf auf die Insel Nordstrand, denn rechtzeitiges Erscheinen bevor die Sonne über dem Horizont sichtbar wird erhöht die Wahrscheinlichkeit, eine schöne morgendliche Lichtstimmung fotografisch erfassen zu können. Dafür sollte jedoch eine zweite Voraussetzung erfüllt sein, und zwar die sichere Beherrschung der Kamera, denn wenn in der Dunkelheit noch nach den richtigen Bedienungselementen gesucht werden muss, kann es schnell stressig werden. Doch wie die Bildergebnisse zeigen, ist alles zur Zufriedenheit abgelaufen.
Mit dem Katamaran durch die Halligwelt
Und dann folgte ein Highlight dieser Reise: Die Fahrt zur Hallig Hooge. Doch es kam anders als gedacht. Am Fähranleger wurde uns eine Verspätung der Fähre angekündigt – ein sehr niedriger Wasserstand in der Fahrrinne. So hatten wir mehr Zeit und die Gelegenheit für die tollen Motive, die sich uns bei ungewöhnlicher Windstille, fast unbewegter Wasseroberfläche und wunderschöner Lichtstimmung präsentierten. Die Nordsee wirkte fast wie ein Ententeich. Und damit nicht genug, denn das setze sich bei der Fahrt fort – einfach unvergesslich schön.
Auf Eiderstedt unterwegs
Der nächste Tag war perfekt geeignet, um das Vorland beim Tetenbüll Spieker zu erkunden, denn nur bei Niedrigwasser werden die Strukturen im Watt sichtbar. Eine besondere Landschaft, deren „fotografische Qualitäten“ sich erst offenbaren, wenn man sich in sie hineinbewegt und die Motive umrundet (am besten mit Gummistiefeln).
Anschließend ging’s wenige Kilometer westwärts an den Ordinger Sandstrand. Eine flache Landschaft mit den bekannten Stelzenhäusern, einem fantastischen hohen Himmel und dramatischen Wolkengebilden. Wetterbedingt hatten wir nicht genug Zeit, so dass wir am nächsten Tag noch mal zurückgekehrt sind. Typisch Nordseeküste: Ganz andere Bedingungen, aber wieder schön.
Das Fotografieren beim Leuchtturm Westerhever ist eigentlich immer lohnenswert. Doch in diesem Jahr bremsten uns zwei Aspekte aus. Zum einen das Wetter, und zum anderen war er immer noch für Malerarbeiten eingerüstet.
Kurze Wege
In und rund um Husum gibt es viele fotografisch lohnenswerte Ziele. Direkt vor der Haustür unseres Hotels der Husumer Hafen, gleich um die Ecke der Dockkoog, Rote Haubarg, das Herrenhaus Hoyerswort und das Eidersperrwerk. Und dann noch 15 Minuten entfernt das von Holländern gegründete Friedrichstadt mit in seinen Grachten sowie schöne Fotospots am nahegelegenen Fluss Eider.
Eine besondere Erwähnung gebührt dem Dockkoog, denn dort offenbarte sich uns ein kleines herbstlich buntes Fleckchen Erde mit vielen Salzwiesen Pflanzen.
Unsere Nordtour
Der letzte Tag unserer diesjährigen Fotoreise verhieß bestes Fotowetter, also gute Bedingungen für die Fahrt Richtung Dänemark nach Møgeltønder. Unser erster Stopp war noch einmal der Beltringharder Koog mit dem Schöpfwerk Lüttmoor Siel und der Lorenverbindung zur Hallig Nordstrandischmoor. Glück hatten wir mit einer Arbeitslore und zwei Transportloren für Personen. Eine gute Gelegenheit zum Üben, wie gute Bilder von bewegten Objekten gelingen.
Unsere nächsten Ziele waren das Nolde Museum bei Seebüll mit seinem bekannten Garten und Møgeltønder – ein hyggeliges dänisches Dorf mit den schönen alten Häusern in der Slotsgaden und der Møgeltønder Kirche – eine der größten Dorfkirchen Dänemarks. Hinzu kam eine Überraschung: Das Tor zum Schloß Schackenborg war offen, so dass wir das Gelände besichtigen konnten (für mich das erste Mal während meiner vielen Nordsee-Fotoreisen!).
Zum Abschluß hofften wir die Sort Sol (Schwarze Sonne) auf dem Deich bei Aventoft erleben zu können. Als Sort Sol wird im Dänischen das Naturschauspiel der Starenschwärme (im Herbst Ende September bis Mitte Oktober) bezeichnet. Da die Stare vor Sonnenuntergang schwärmen, kann der Eindruck entstehen, dass die tiefstehende Sonne verdunkelt würde. Es kam leider so wie beim Warten auf Nordlicht, und der Himmel zieht zu. Leider hatten sich die Stare an dem Abend einen anderen Schlafplatz ausgesucht. Doch der Sonnenuntergang war sehenswert.
Eine Reise mit Wiederholungspotential
Eine erlebnisreiche Woche bei durchwachsenem Fotowetter ging damit viel zu schnell zu Ende. Viele in Lightroom mit „P – wie Prima“ gekennzeichneten Fotos haben wir gesehen und befinden sich jetzt im Gepäck nach Hause. Sie spiegeln eindrücklich die Vielfalt der Gestaltungsmöglichkeiten der Motive wider, immer wieder spannend zu sehen, wie die Person neben mir ihr Foto gestaltet hat. Eines war zum Schluss auch klar: Man kann jederzeit an die nordfriesische Westküste zurückkehren, es wird sich immer lohnen.