Als Besucher des Harzes ist man immer wieder beeindruckt von den urwüchsigen, großartigen Landschaftsformen dieses deutschen Mittelgebirges. Tiefe Schluchten, dunkle Wälder und wilde Flüsse setzen Akzente und fordern nicht nur zum Wandern, sondern wie bei unserer Entdeckungsreise insbesondere zum Fotografieren auf.
Unterwegs direkt vor der Haustür in Quedlinburg
Unser Quartier mitten in der Welterbestadt Quedlinburg mit seinen beeindruckenden Fachwerkhäusern war ein idealer Standort für die geplanten Touren während dieser Reise. So konnten wir ohne Fahrzeit direkt nach der üblichen Einführung mit Informationen zu den einzelnen geplanten Vorhaben starten. Bei einem ersten Rundgang nahmen einige zuerst intensiveren Kontakt zu ihrer neuen Kamera auf, um danach damit zu beginnen, so wie die anderen Teilnehmer*innen auch, die Besonderheiten dieser Kleinstadt wahrzunehmen und fotografisch umzusetzen, Schwerpunkt Architekturfotografie. Doch im Sommer sind die Abende lang – also erst Abendessen und weiter ging’s: Available Light Fotografie in der tollen Altstadt beim Übergang vom natürlichen zum künstlichen Licht.
Baukunst allerorten
Nicht nur Quedlinburg bietet mit seinen Baudenkmälern unendlich viele Motive, sondern man findet auch in anderen Regionen des Harzes eindrucksvolle architektonische Zeugen längst vergangener Epochen. Ob es sich nun um die Fachwerkstadt Stolberg – man hat fast den Eindruck, man bewegt sich in einem Museum -, oder Walkenried mit seinem mittelalterlichen Kloster sowie das Schloß Roseburg handelt. 1905 erwarb der Architekt Bernhard Sehring das Grundstück auf dem die aus dem Mittelalter stammende Rudolphsburg stand und erbaute dort ein Schloß im Stil einer mittelalterlichen deutschen Burganlage. Auf dem Gelände der Roseburg hat Sehring Gartenzitate der italienischen Renaissance, des Barock und der englischen Landschaftsgärten vereint. So bot uns der Garten Wasserspiele, Treppen, Brücken, Balustraden und noch viel mehr an Motiven. Und wie immer: Man sollte als Fotograf*in erst einmal alles auf sich wirken lassen, um dann das Gesehene gekonnt und wirkungsvoll fotografisch umsetzen zu können.
Doch im Harz befinden sich auch viele verfallenen Gebäude wie ehemalige Lungenheilstätten, Erholungsheime oder Hotels – alles Lost Places. Aus fotografischer Sicht betrachtet ist es allerdings sehr schade, dass diese Orte meistens nicht betreten werden dürfen bzw. es zu gefährlich ist. Das ehemaligen Eisenbahnerhotel in Alexisbad – architektonisch spannend – läßt sich jedoch problemlos fotografieren; ein gute Möglichkeit, Bilder beginnend mit der Gesamtübersicht über die Halbtotale bis hin zu Detailaufnahmen zu erstellen.
Ohne Fleiß kein Preis – in diesem Fall bezieht sich diese Aussage auf Fotos, die vom Schloß Wernigerode im Vordergrund mit Blick auf die darunter liegende Stadt nur dann möglich sind, wenn man einen 300 m langen beschwerlichen Weg bergauf überwunden hat. Aber dann, wie so oft, wird man belohnt.
„Begegnungen“ mit dem Teufel
Um viele Landschaftsmonumente im Harz ranken sich fantastische Geschichten, wie z.B. um die Teufelsmauer, eine rund 20 km lange Sandsteinformation im nördlichen Vorland des Harzes. Gewaltige Felsen ragen in die Höhe, schaut man von der Seite, kommt die Befürchtung auf, diese schrägen stehenden Felstürme könnten im nächstem Moment umfallen. Als wir bei der Teufelsmauer bei Weddersleben standen, war die Aussage zu hören: „Das lässt sich aber fotografisch schwer umsetzen.“. Doch genau das gilt es zu üben, den leicht kann jeder: Geduld haben, das Motiv von verschiedenen Seiten betrachten, den Standort und die Brennweite mit Bedacht wählen, erst dann auslösen.
Ein weiteres lohnenswertes Teilstück der Teufelsmauer befindet sich mit dem „Hamburger Wappen“ bei Timmenrode – so genannt, da diese Felsformation mit seinen beiden markanten Zinnen an die Burg im Hamburger Stadtwappen erinnert.
Schnelle Zeit – kurze Zeit
Was gehört dazu, um bewegte Motive gekonnt entweder scharf oder unscharf, verwischt abzubilden? In erster Linie eine sichere Beherrschung der Kamera und dann wie immer die richtige Wahl des Standortes für die passende Bildgestaltung.
Den meistens ist die HSB (Harzer Schmalspurbahn) mit seinen alten Dampfzügen bekannt. Eine gute Möglichkeit, ein sich bewegendes Motiv scharf auf den Sensor zu bannen. Also auf in den Wald zu einem geeigneten Standort, die passenden Kameraeinstellungen vornehmen und genau überlegen, wie in diesem Fall der Zug fahren wird, um den besten Ausschnitt festzulegen, denn der Zug ist schneller vorbei, als gedacht.
Der Harz ist nicht vorstellbar ohne seine Stauseen und Flüsse. Gerade bewegtes Wasser in Flussläufen mit Stromschnellen ist immer wieder ein reizvolles Motiv für Langzeitbelichtungen, um die unruhige Wasseroberfläche weich und unscharf darzustellen. Man benötigt also bei Tageslicht neben einer Stabilisierung der Kamera (in der Regel ein Stativ) Filter zur Reduzierung der Lichtmenge. Dann gilt es zu überlegen, welche Zeit könnte bei der vorherrschenden Bewegungsgeschwindigkeit passend sein. Bei schnell fließende Gewässern wie den Flüssen Bode oder Ilse mit ihren Stromschnellen braucht man nicht so lange Zeiten wie bei der vom Wind bewegten Wasseroberfläche des Oderteiches, dem älteste Stausee im Harz mit seinen vielen lohnenden Motive. Eine Gefahr birgt dieses fotografische Genre allerdings: Man vergisst schnell die Zeit und die verabredete Verweilzeit, obwohl bereits großzügig bemessen, diese oft nicht ausreicht.
Sieg im ersten Heimspiel
Wie bei allen unseren Fotoreisen kümmern wir uns nach dem Fotografieren natürlich auch um die Ergebnisse. Angefangen mit Hilfen bei der Bildbearbeitung bis hin zur gemeinsamen Bildbesprechung. Auch diesmal war es wieder spannend zu sehen, wer welche Motive entdeckt und diese bildgestalterisch umgesetzt hat – ein großer Lerneffekt für alle.
Als Abrundung unserer ersten Heimspiel-Fotoreise haben wir die schöne gemeinsame Zeit im Harz mit einer Bildershow und beeindruckenden Ergebnissen abgeschlossen. Es bleibt das Fazit: Unser erstes Heimspiel wurde mit einem deutlichen Sieg beendet.