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Fotoreise Masuren

Treffpunkt Flughafen Danzig – und dann ging es auf den Weg Richtung Osten zu unserer tollen Unterkunft im Feriendorf Mamry. Jahreszeittypisch lag unsere Ankunftszeit bereits deutlich nach Sonnenuntergang, so dass die zweite Überraschung erst am nächsten Morgen zum erkennen ist, nämlich die wunderschöne Lage auf einer Halbinsel im Mauersee. Doch die erste Überraschung war bereits am Abend zuvor die Großzügigkeit der Unterkunft. Jeder hat viel Platz in einer gemütlichen Ferienwohnung. Auf dem Gelände befindet sich ein Restaurant, welches mit frisch zubereiteten Gerichten der regionalen Küche einlädt, und als ein i-Tüpfelchen ist besonders hervorzuheben die ausgesprochene Freundlichkeit und Gastfreundschaft aller dort Tätigen. Hinzu kommen dann noch die ausgezeichneten Workshopbedingungen, die wir gleich zu Beginn mit einer Einführungspräsentation zum Reiseablauf sowie mit vertiefenden Hinweisen zur Fotografie genutzt haben.

Motive im Umkreis von 500 Sekunden Fußweg
Die Halbinsel mit unserer Ferienanlage bietet bereits nach nur wenigen Minuten Fußweg Motive am See zum Sonnenaufgang und -untergang. Dort konnten die unterschiedlichsten Lichtstimmungen während unserer Woche festgehalten werden. Gleich eine gute Gelegenheit, noch einmal den richtigen Umgang mit dem Stativ und den Graufiltern für Langzeitbelichtungen zu vertiefen.

Die Besonderheiten der masurischen Herbstlandschaft genießen und fotografisch einfangen
Unser fotografischer Start begann in einem herbstlichen geprägten Park in dem nur wenige Kilometer entfernt gelegenen Węgorzewo, ehemals Angerburg. Bereits wenige Meter von unserem Parkplatz entfernt waren wir „mittendrin“. Die Umgebung wahrnehmen, das Licht checken, Motive erkennen und die fotografische Umsetzung planen. Und gleich konnte man feststellen, dass „weniger mehr ist“, und zwar nicht nur bezogen auf den Bildinhalt, sondern auch auf die Nutzung der Motivvielfalt. Ein Metallzaun mit Herbstlaub und Mustern in der Oberfläche bot enorm viele Möglichkeiten der Umsetzung, so dass die Zeit wie im Flug verging. Klar, dass somit andere mögliche Motive nicht mehr in Angriff genommen werden konnten, aber dafür war es möglich, dass eine Motiv bestmöglich abzulichten.

Auf dem Weg rund um den Mauersee lohnt sich ein Stopp an einer Brücke, wo sich ein Blick auf zwei Seen bietet. Tolles Nachmittagslicht bei ruhiger Wasseroberfläche, also wunderschöne Spiegelungen. Aber auch dort konnte gleich wieder dazugelernt werden, und zwar kommt es bei der Fotografie u.a. auf den richtigen Zeitpunkt an. Relativ schnell nach unserem Eintreffen frischte der Wind etwas auf, so dass die glatte Wasseroberfläche unruhig wurde und Bilder wie zuvor nicht mehr möglich waren. Zu Masuren gehören jedoch nicht nur Seen, sondern auch weiche, leicht hügelige Landschaften, Wälder und Alleen. So legten wir an den verschiedensten Stellen Fotostopps ein, „umrundeten“ das Motiv und gestalteten die Bilder mit einem schönen Vordergrund, ins Bild führenden Linien und diese, wenn es die Sonne zuließ, mit denen, die durch einen Schatten gebildet wurden. Wir haben es erlebt: Die ruhige masurische Landschaft eignet sich sehr gut für die Landschaftsfotografie, aber auch „nur“ zum Genießen.

Ein fotografisches Highlight war der Rundgang um den stillen und ruhigen See in Drogosze in der Nähe vom Palast Dönhoffstädt, den wir an einem weiteren Tag aufgesucht haben, um an diesem „Lost place“ Innenaufnahmen zu machen. Auf diesem Rundweg, der bei normalen Gehtempo in ca. 20 Minuten geschafft werden kann, konnten wir so viele Motive bei tollem Licht mit unglaublichen Spiegelungen sehen, so dass eine großzügige Zeitvorgabe, wie bei unseren Fotoreisen üblich, angemessen war. Anschließend haben wir als Tagesabschluss auf der Rückfahrt bei spätem Nachmittagslicht eine schöne Allee mit einem lohnenswertem Blick in die weite maurische Landschaft fotografieren können.

Wenn man die Tage rund um den Mauersee verbringt, wird einem allerdings nicht bewusst, wie nah die russische Grenze (Luftlinie etwa 20 km entfernt) ist. Verläßt man jedoch Węgorzewo in Richtung Norden, sieht man schnell Veränderungen im Dorfbild und insbesondere, je dichter man an Grenze kommt, am Zustand der Straßen.

Zeugnisse der Geschichte
Neben der Landschaftsfotografie hat man in Masuren an vielen Orten die Möglichkeit, in die Geschichte einzutauchen und die verbliebenen Zeugnisse abzulichten. Insbesondere der Irrsinn der Nazizeit wird einem sehr bewußt vor Augen geführt. Ob es nun eine Wanderung durch Mamerki (Mauerwald) mit den über 30 nahezu unzerstörten Bunkeranlagen (Hauptquartier des Oberkommandos des Heeres) ist oder ein Rundgang entlang der zerstörten Bunkeranlagen der Wolfsschanze, dem ehemaligen Hauptquartier Hitlers (Hitler hat seinen Bunker nach der Fertigstellung nur 12 Tage genutzt!). Und dann noch ganz in der Nähe Schloss Steinort, der ehemalige Besitz der Familie von Lehndorff. So verlegte Hitlers Außenminister Ribbentrop sein Hauptquartier auf Schloss Steinort. Auf der einen Seite waren die Lehndorffs vielfach bei offiziellen Terminen Ribbentrops in Steinort anwesend, auf der anderen Seite war Steinort der ideale Platz für konspirative Gespräche, die Heinrich Graf von Lehndorff, der im Widerstand gegen Hitler aktiv war und nach dem gescheiterten Attentat am 20. Juli 1944 hingerichtet wurde, führte. Aktuell wird versucht, dass Gebäude vor weiteren Schäden zu bewahren, um es später wieder für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen.
Ein weiteres Zeugnis vergangener Zeiten ist das Gutshaus Klein Guja als weiterer„Lost place“, also sinngemäß ein vergessener Ort. Es stammt aus dem 18. Jh. und wurde im 19. Jh. klassizistisch umgestaltet. Seit Ende des 19. Jhs. gehörte es den Schenck von Tautenburg, dann der Familie von Sanden. Im Anfang des 1. Weltkriegs bauten die Russen das Wohnhaus wegen seiner strategisch günstigen Lage zu einer Festung aus, die von den Deutschen nur mit großen Verlusten eingenommen werden konnte. Entsprechend groß waren die Zerstörungen, die jedoch nach dem Sieg über die Russen behoben wurden. Das Haus überstand dann ohne Beschädigungen den 2. Weltkrieg, verfiel jedoch im Laufe der Zeit.
Sehens- und fotografierenswert sind noch die Wallfahrtskirche Heiligelinde im Ort Święta Lipka, etwa um 1300 gegründet und die in Reszel gelegene Burg Rößel, eine ehemalige Bischofsburg, die zwischen 1350 bis 1401 im Stil der Backsteingotik errichtet wurde. In der Kirche war es aufgrund von ungünstigen Lichtverhältnissen, da kein Stativ verwendet werden durfte, erforderlich, die Grenzen der Sensoren auszutesten, während es in Reszel vorrangig um die Architekturfotografie ging und darum, die Besonderheiten einer kleine polnischen Stadt fotografisch einzufangen.

Die fotografischen Ergebnisse der Woche
Ein wichtiger Programmpunkt unserer Fotoreisen sind die obligatorisch Bildbesprechungen, in der Gruppe sowie individuell. Deren positiver Effekt hat sich auch wieder bei dieser Reise mit steigender Qualität der Ergebnisse gezeigt. Eine Bildshow hat uns zum Ende der Reise noch einmal die Vielfalt der Motive und das gute Niveau der Fotos vor Augen geführt. Damit ist die „Arbeit“ jedoch noch nicht beendet, denn etliche „Schätze“ auf der Festplatte werden sich erst auf den zweiten Blick bei einer erneuten Sichtung erschließen. Dabei viel Erfolg!