Bei digitalen Spiegelreflexkameras kann es vorkommen, dass die Schärfe im Bild gegeben ist, aber nicht auf dem fokussierten Punkt liegt. Obwohl der richtige Objektpunkt anvisiert wurde, sitzt der Fokus in einem Bereich vor oder hinter dem anvisierten Punkt – man spricht von Frontfokus und Backfokus.
Ursachen für Frontfokus / Backfokus
Das Objektiv und das Autofokus-Modul können als zwei separate optische Systeme betrachtet werden. Es bestehen somit zwei Strahlengänge, einer zum Kamerasensor und einer zum AF-Modul. Damit eine saubere Scharfstellung erfolgen kann, müssen diese beiden präzise aufeinander abgestimmt sein. Liegt eine nicht exakte Abstimmung der beiden Systeme vor, oder ist das Objektiv oder das Autofokus-Modul nicht exakt justiert, können Abweichungen in der Fokusebene die Folge sein. Darüber hinaus kann die Fokusverschiebung auch durch einen nicht exakt justierten Kamerasensor hervorgerufen werden.
Front- / Backfokus durch das Objektiv
Auch wenn das Autofokus-Modul sauber arbeitet und eine korrekte Fokusanpassung ermittelt, kann der Brennpunkt von der Bildebene abweichen und damit vor oder hinter dieser liegen. Da das auf den Kamerasensor eintreffende Licht als eigener Strahlengang gesehen werden kann, könnte hier ein nicht korrekt justiertes Objektiv einen Front- oder Backfokus verursachen. Als weitere Ursache wäre auch der Autofokusmotor eines älteren Objektivs möglich, der bei der Entfernungseinstellung schwächelt. Ein Indiz hierfür wäre ein wechselweiser auftretender Front- und Backfokus.
Front- / Backfokus durch die Kamera
Es kann aber auch sein, dass das Autofokus-Modul oder der Kamerasensor nicht exakt justiert ist. Durch die leichten Verschiebungen der Bestandteile, verändert sich die Entfernung, die das Licht zwischen Objektiv und Autofokus-Modul oder zwischen Objektiv und Kamerasensor, zurücklegen muss. Aufgrund dieser Abweichungen, liegt die Fokusebene in der Aufnahme nicht mehr exakt auf dem anvisierten Punkt.
Frontfokus / Backfokus Test
Ob die eigene Kamera-Objektiv-Kombination zu einem Front- oder Backfokus neigt, lässt sich zu Hause herausfinden. Für den Test wird eine Skala benötigt, mit deren Hilfe eine Fokusverschiebung ausfindig gemacht werden kann.
Fokus-Testchart
Wer sich im Internet umschaut, findet bei verschiedenen Anbietern Testvorlagen mit unterschiedlich großen Skalen. Der Grund hierfür lässt sich durch die Schärfentiefe erklären. Damit später der fokussierte Bereich auf der Skala gut abgelesen werden kann, sollte die Schärfentiefe möglichst gering ausfallen. Das heißt, die Schärfeebene geht in Unschärfe über und kann dadurch gut erkannt werden. Das ist wichtig, denn nur so lässt sich ein Front- beziehungsweise Backfokus ausfindig machen. Die Skala der Testvorlage sollte, abhängig von der Schärfentiefe, einen entsprechenden Skalenbereich abdecken. Dieser kann mit den Anbietern variieren. Aber natürlich muss nicht für jedes Objektiv eine andere Testvorlage verwendet werden. Ein Fokus-Testchart ist vollkommen ausreichend, denn auch der Fotograf kann die Schärfentiefe steuern.
Es gibt professionelle Test-Charts (z.B. Datacolor SpyderLenscal – Bild #1) oder man kann sich seinen Testaufbau selbstbauen (Bild #2 und #3).
Vorgehensweise bei selbstgebauter Test-Chart