13.1.2024 / Anreise
Die Reise in den Golden Circle von Island ist in diesem Jahr ein Personal Coaching mit einer Teilnehmerin. Gegen 15:30 Uhr hole ich sie am Flughafen ab und wir fahren zu unserer Unterkunft in Gardur. Nach dem Abendessen wird der Dunst und Nebel dichter, so dass es keine Chance auf Polarlicht gibt.
14.1.2024 / Gardur – Vulkanausbruch – Selfoss – Geysir – Golden Circle
In der Nacht verzieht sich der Nebel und die Sterne werden sichtbar. Als ich um 06:00 Uhr morgens den Himmel checke, ist Polarlicht über dem Hotel zu erkennen. Die grünen Streifen sind auch zur Frühstückszeit noch da.
Unser Frühstück wird unterbrochen mit der Mitteilung, dass der Vulkan bei Grindavik erneut ausgebrochen ist. Vom Hotel ist der orangene Rauch sehr gut sichtbar. Wir machen die ersten Fotos vom Parkplatz des Hotels. Wie geplant fahren wir in der Dämmerung um 09:30 Uhr los. Wir machen – wie viele andere Menschen – einen Zwischenstopp auf dem erhöhten Parkplatz bei Asbrù. Von hier hat man einen guten Blick auf die Rauchwolke im Morgenlicht. Über den Bergen kann man sogar die Lava erkennen. Bei eisigen Temperaturen von -6°C harren wir aus und beobachten das Naturschauspiel. Meine Gedanken sind bei den Bewohnern von Grindavik, da diesmal die Lava direkt am Stadtrand aus der Erde fließt und Häuser zerstört.
Von Asbrù fahren wir weiter in Richtung Reykjavik und machen nochmals einen Stopp entlang der Straße. Von hier ist die Dampfwolke über der Landschaft besonders imposant und wird von der aufgehenden Sonne angestrahlt. Mit der Drohne entstehen ebenfalls imposante Aufnahmen. Es scheint unreal so ein Spektakel live mitzuerleben.
Wir fahren weiter nach Reykavik und über den Pass Hellisheidi nach Selfoss. Auf dem Pass herrschen bereits Temperaturen von -9°C. In Selfoss machen wir einen kurzen Kaffee & Kuchen Stopp. Unser nächster Stopp ist der Geysir. Hier verweilen wir über eine Stunde und fotografieren mehrere Ausbrüche bei schönsten goldenem Licht.
Kurz vor Sonnenuntergang fahren wir weiter zum Gullfoss. Hier wollen wir heute nur die Location checken … für den Fall, dass wir zum Polarlicht in der Dunkelheit hierher zurückkehren. Der Parkplatz und die Viewpoints sind komplett von einer dicken Eisschicht überzogen und verlangen die Verwendung von Spikes.
Gegen 16:30 Uhr erreichen wir unser Hotel in der Nähe des Gullfoss.
Beim Checks während des Abendessens kann ich bereits Polarlicht am Himmel erkennen. Wir ziehen uns sehr warm an und fahren auf den unteren Parkplatz am Gullfoss. Das Polarlicht steht direkt über dem Wasserfall. Doch die Gischt wird vom Wind direkt in unsere Richtung getrieben und die Linsen der Kameras währen in Kürze komplett nass. Daher fahren wir hinauf zum Visitor Center und bauen die Stative auf der gesperrten F35 Kjölur Hochlandstrasse auf. Der Himmel ist mit leichtem Dunst überzogen und das Polarlicht sehr zart. Doch die feinen Strukturen und Farben sind einmalig. Die Teilnehmerin kann zum ersten Mal Polarlicht sehen und auf den Sensor bannen. Die Herausforderung sind die aktuell gemessenen -11°C, die mit dem Windchill Faktor als -18°C angegeben werden. Gegen 22:00 Uhr zieht mehr Dunst und auch Wolken auf. Daher kehren wir ins Hotel zurück. Weitere Checks in der Nacht zeigen keine Sterne mehr.
15.1.2024 / Bruarfoss – Faxifoss – Geysir
Nach der kalten, kurzen Nacht geniessen wir das Frühstück im Hotel und machen uns um 09:30 Uhr zur Abfahrt bereit. Die Temperatur draußen ist -11°C. Wie vorhergesagt ist es sehr bewölkt. Die Wolkendecke soll sich im Verlaufe des Nachmittags auflösen und wir erwarten für die Nacht einen klaren Himmel. Doch die Polarlichtvorhersage ist mit Status „LOW“ nicht sehr vielversprechend.
Heute fahren wir die 30 Minuten Strecke zum Bruarfoss. Die 3 km lange Schotterpiste von der Hauptstraße zum Parkplatz ist eine dicke Eisfläche und man muss – trotz Reifenspikes – aufpassen, dass man nicht von der Straße rutscht. Vom Parkplatz erreichen wir die Fotolocation nach einer 300 Meter Wanderung. Wir sind ganz alleine da und über die nächsten 90 Minuten kommen auch nur ein paar Besucher, die nur ganz kurz vor Ort bleiben. Während die Wolkenbedeckung für etwas trübe, dumpfe Lichtstimmung sorgt, ist sie aber auch für die schöne blaue Farbe verantwortlich.
Nach dem Fotoshooting in der frostigen Kälte fahren wir ins nahegelegene Laugarvatn, wo wir uns bei einem Kaffee aufwärmen können.
Unser nächstes Fotoziel ist der Faxifoss. Hier – am frühen Nachmittag – lockert sich die Wolkendecke schon auf. Ein paar Sonnenstrahlen erzeugen eine tolle Stimmung. Auch hier ist kein Besucherandrang und wir bleiben die meiste Zeit ganz alleine. Danach ist der Hunger so gross, dass wir in Reykholt eine späte Mittagspause einlegen.
Die Zeit zum geplanten Besuch des Gullfoss vor dem Sonnenuntergang ist nun zu kurz und wir fahren zurück zum Hotel. Gullfoss werden wir in den kommenden Tagen noch besuchen. Während der Rückfahrt ins Hotel wird das Abendlicht sehr schön und wir stoppen spontan nochmals am Geysir. Nach einigen Eruptionen fahren wir weiter zum Hotel.
Beim Abendessen analysiere ich die Polarlicht Aktivitäten. Alle Faktoren – ausser dem freien Himmel – deuten auf wenig Chance (kleine Polarlicht-Wolke, kP um 0.33 mit Aussicht auf kP 1. Daher bleiben wir im Hotel und beobachten regelmässig den Himmel. Kurz nach dem Abendessen zeigt sich der erste grüne Bogen über der Landschaft. Nach kurzer Zeit stehen wir warm angezogen draußen und sind bereit. Der eisige Wind weht von Norden und würde uns sowohl bei Gullfoss wie auch Bruarfoss die Gischt auf die Kameras wehen. Daher bleiben wir in der Nähe des Hotels und fotografieren das farbenfrohe Naturspektakel da. Als wir nach zwei Stunden zurück ins Hotel gehen, tanzt das Polarlicht immer noch über uns.
Gegen 02:00 Uhr schaue ich nochmals aus dem Fenster und kann immer noch intensive Polarlicht Aktivitäten beobachten.
16.1.2024 / Gullfoss – Fludir – Skalholt
Wir fahren heute früh zum Gullfoss, der sich in unmittelbarer Nähe zu unserer Unterkunft befindet. Eine Stunde vor Sonnenaufgang sind noch keine Besucher an dieser schönen Location. Der Himmel ist wolkenlos und leicht rosa. Die große Herausforderung ist der starke Nordwind, der die Gischt des mächtigen Wasserfalls direkt auf uns zutreibt. Im Nu sind die Filter nass und die Tropfen bilden bei gefühlten -18°C eine Eisschicht, die wegen Verkratzen der Glassvergütung nicht weggewischt werden kann. Wir brechen nun bereits zum zweiten Mal das Fotoshooting am Gullfoss ab. Über uns sind Polar Stratospheri Clouds oder *Regenbogenwolken“ sichtbar. Dieses Phänomen ist nicht sehr häufig und kann im Winter beobachtet werden.
Polare Stratosphärenwolken (PSCs), aufgrund ihres Schillerns auch als Perlmuttwolken oder Perlmuttwolken bekannt, sind Wolken in der winterlichen Polarstratosphäre. PSCs sind Wellenwolken. Man findet sie häufig windabwärts von Gebirgszügen, die in der unteren Stratosphäre Schwerewellen induzieren können. (Quelle: Wikipedia)
Wir fahren weiter nach Fludir und besuchen die sehr schöne Hruni Kirche. Bei schönstem Sonnenlicht können wir das alte Gebäude fotografieren. Wir sind ganz alleine an diesem einsamen Ort. Unweit der Kirche befindet sich das heisse Quelle Bad Hrunalaug. Gebaut in 1890 als natürliches Bad für Mensch und Schafe ist es heute ein beliebter Spot um im Freien die heisse Quelle zu geniessen. (https://hrunalaug.is/).
Wir machen Mittagspause in Fludir und fahren dann weiter nach Skalholt. Hier befindet sich die Kathedrale des Bischofsitzes. Seit dem Ende des 11. Jahrhunderts befindet sich hier ein Bischofssitz. Skalholt war auch über 750 Jahre die Hauptstadt Islands. Obwohl der Ort gerne von Touristen besucht wird, sind wir alleine und können das schöne Gebäude von aussen und innen in Ruhe fotografieren.
Von hier fahren wir ca. 40 Minuten zurück zum Hotel.
In der Nacht ist der Himmel erneut wolkenlos. Da die Vorhersage der Aktivität nicht besonders gut ist und die vorhergesagten -23°C Windchill Temperatur nicht zu einem Warten vor Ort einladen, bleiben wir im Hotel und beobachten den Himmel. Tatsächlich wird gegen 20:00 Uhr ein ganz schwacher grüner Polarlichtbogen am Horizont sichtbar. Im Verlaufe der Nacht wird er etwas intensiver und zeigt auch kleine tanzende Lichtstrukturen. Die magnetische Aufzeichnung der Aktivität im Isländischen Leirvogur Observatorium zeigt auch keine grösseren Ausschläge. Daher war es eine richtige Entscheidung – nach den beiden letzten Nächten mit Polarlichtjagd – heute den Schlaf zu geniessen.
17.1.2024 / Gullfoss – Thingvellir – Gullfoss
Nach der geruhsamen Nacht wollen wir heute in den Thingvellir Nationalpark an der Kontinentalspalte fahren. Doch die Vorhersage für einen guten Sonnenaufgang lässt uns den Plan kurzfristig ändern und wir fahren zum Sonnenaufgang zum Gullfoss Wasserfall. Doch diesmal suchen wir den oberen Viewpointz auf, wo der starke Wind keine Gischt hintreibt. Die Temperatur ist erneut sehr tief und bei dem eisigen Wind fühlen sich die gemessenen -13°C wie -20°C an. Bis zum Sonnenaufgang haben sich die wenigen Wolken am Himmel aufgelöst.
Von hier fahren wir direkt nach Thingvellir. Nach ca. einer Stunde Fahrt erreichen wir unser Ziel und besuchen zuerst den Oxarafoss Wasserfall. Der an der Abbruchkante gelegene Wasserfall ist weitgehend vereist, was ihn besonders magisch erscheinen lässt. Hier können wir Langzeitbelichtungstechnik anwenden und das fliessende Wasser weich und schaumig erscheinen lassen.
Danach wärmen wir uns bei einer Gulaschsuppe im Visitor Center auf.
Unser nächstes Ziel ist der Aussichtspunkt auf der Abbruchkante. Hier hat man einen tollen Blick auf die Felsspalte, die die amerikanische und die europäische Kontinentenplatten trennen. Auch für die Isländer ist dieser besondere Ort von wichtiger Bedeutung. Hier trafen sich die Wikinger einmal im Jahr zu Ihrer jährlichen Parlamentsversammlung. Auch heute finden wichtige politische Veranstaltungen an diesem Ort statt.
Gegen 14:30 Uhr machen wir uns auf den Rückweg. Da sich am Himmel Wolken bilden, was auf einen tollen Sonnenuntergang hinweisen könnte, fahren wir nochmals zum Gullfoss. Vom oberen Viewpoint haben wir den besten Blick auf die untergehende Sonne. Ca. 45 Minuten nach dem Sonnenuntergang werden die Wolken feuerrot über dem Wasserfall. Was für ein fantastischer Moment.
Im Verlaufe des Abends ziehen immer mehr Wolken auf und – wie angekündigt – bleibt die Wolkendecke auch in der Nacht. Alle Polarlicht Testaufnahmen zeigen Wolken am Himmel. So können wir uns heute auf einige Stunden Schlaf einstellen.
18.1.2024 / Geysir – Fludir – Geysir
Nach der Vorhersage soll es heute wieder bis -15°C kalt werden und Schneefall wird erwartet. Daher fahren wir heute nur Ziele in der Nähe der Unterkunft an. So können wir im Falle von einem Schlechtwetterumschwung umkehren.
Nach dem Frühstück fahren wir nochmals zum Geysir und besuchen die anderen heissen Quellen auf dem Gelände des Geothermiefeldes. Dabei ergeben sich ganz neue Perspektiven. Der bissige Wind und das Warten auf den Gesysirausbruch erfordern eine gewisse Überwindung.
Nachdem wir doch einige gute und hohe Geysir Eruptionen fotografieren konnten, fahren wir nach Reykholt ins Gewächshaus Friedheimar, wo wir uns im Restaurant mitten in einem der Gewächshäuser aufwärmen können. Hier werden 45% des isländischen Bedarfs an Tomaten produziert. Die Anlage benötigt Energie in der Grösse einer Kleinstadt mit 7000 Einwohnern. Die Warmwasser- und Stromproduktion wird durch eine heisse Quelle auf dem eigenen Gelände erzeugt. Dabei werden in der Winterzeit 17 Stunden Sonnenlicht ermöglicht.
Von Reykholt fahren wir nach Fludir und besuchen die Hrunikirkja, die wir bereits vor ein paar Tagen bei schönem Licht fotografieren konnten. Wir wollen die kleine Kirche von innen fotografieren. Doch leider ist die Tür verschlossen. Auf der Fahrt hatten wir unterwegs eine andere schöne Kirche auf dem Gelände eines Bauernhofes gesehen, die wir auf dem Rückweg anfahren und fotografieren.
Das Wetter hält sich erstaunlich gut. Die Vorhersagen stimmen nicht und der Himmel lockert am Nachmittag sogar auf. Gegen Sonnenuntergang färben sich die Wolken im Abendlicht und wir stoppen nochmals beim Geysir. Nach ein paar Eruptionen fahren wir ins Hotel.
Bereits beim Abendessen zeigt sich ein Polarlichtbogen am klaren Nachthimmel. Er ist aber sehr schwach zu sehen da der Mond bereits wieder über 60% Illumination aufweist. Dennoch ziehen wir uns warm an und gehen raus. Nach kurzer Zeit ist jegliche Zeichnung von Polarlicht am Himmel verschwunden. Gegen 01:30 Uhr ist erneut ein grüner Bogen zu sehen … also wieder rein in die warmen Kleider und raus in die Kälte von -15°C (gefühlt -23°C). In der Zwischenzeit ist der Bogen aber wieder deutlich schwächer geworden. Das mit über 60% Illumination intensive Mondlicht überstrahlt das Polarlicht ebenfalls. Dennoch versuche ich ein Panorama aus 9 Bildern. Erst da bemerke ich, dass die Kälte im Zentrum der Objektivlinse einen Kondensfleck erzeugt hat und die Bildqualität beeinträchtigt. Dies kann bei diesen Temperaturen passieren. Die unterschiedliche Dicke der gebogenen Linsengläsern kann zu unterschiedlichen Temperaturen des Glases führen und so den Fleck erzeugen.
Etwas später beginnt das Polarlicht zu tanzen. Das Mondlicht ist jedoch zu hell um wertvolle Aufnahmen machen zu können. Der Mond geht gegen 04:39 Uhr unter. Wenn dann noch Polarlichtaktivität vorhanden ist, würden die Bedingungen für Fotos des schwachen Polarlichtes wieder deutlich besser.
Zum Monduntergang hin wird das Mondlicht schwächer und größere Flächen Polarlicht sind besser sichtbar. Gegen 04:00 Uhr gehen wir nochmals nach draußen. Das Polarlicht ist auf der Kamera gut zu erkennen. Es ist aber eine Dunstschicht ohne klare Strukturen.
19.1.2024 / Gullfoss – Reykjavik – Gardur
Das Polarlicht ist die ganze Nacht sichtbar und wir gehen um 08:00 Uhr nochmals raus um die inzwischen ganz besonderen Strukturen zu fotografieren.
Nach dem Frühstück beladen wir unser Fahrzeug und brechen in Richtung Flughafen auf. Nach 1.5 Stunden Fahrt erreichen wir Reykjavik, wo wir einen kurzen Stopp einlegen. Die Temperaturen verändern sich von immer noch ca. -11°C im Golden Circle zu +2°C in Reykjavik.
Gegen 14:00 Uhr erreichen wir unsere Unterkunft in Gardur. Mit Fotoausrüstung fahren wir zum alten Leuchtturm und üben uns in Langzeitbelichtung um weiche Wolkenstrukturen zu erzeugen.
Das letzte gemeinsame Abendessen nehmen wir im Restaurant am Leuchtturm ein. Da der Himmel nun komplett bedeckt ist, werden wir heute Nacht nicht auf Polarlichtjagd gehen.
20.1.2024 / Ende
Heute endet die Reise, die von herrlichen Fotomotiven, tollen Lichtstimmungen, eisigen Temperaturen und viel Polarlichtsichtungen geprägt war.