Nachdem alle im Hotel in Manchester gut angekommen waren, gab es die erste auf den nächsten Tag einschränkte Einweisung in die geplanten Aktivitäten. So machten wir uns am nächsten Morgen zeitig auf den Weg zu unserem Hotel in Crooklands, nah bei Kendal im südlichen Lake District. Dort haben wir uns schnell von unserem Gepäck getrennt und haben dann zwei Fotospots angefahren. Zuerst Levens Hall, ein aus dem 13. Jahrhundert stammendes Herrenhaus mit einem angegliederten Park links und rechts vom River Kent gelegen. Anschließend haben wir noch Sizergh Castle aufgesucht, eine Burg und ein Herrenhaus umgeben von einer großzügigen Gartenanlage mit zwei Seen und u.a. einem preisgekrönten Steingarten. Die spiegelglatte Seeoberfläche mit dem sich darin spiegelnden Gebäude musste einfach fotografiert werden, im Garten erlebten wird den ersten herbstlichen Farbenrausch. Den Tag haben wir dann mit einer Information über die geplanten fotografischen Aktivitäten der nächsten Tage und mit Hinweisen zur Bildkomposition abgeschlossen.
Rydal Water und Tarn Hows
Rydal Water ist ein in der Nähe von Ambleside gelegener kleiner See umgeben von einer beeindruckenden Berglandschaft. Unser zeitiges Erscheinen wurde belohnt mit einer spiegelglatten Wasseroberfläche in schönem Morgenlicht bei aufsteigendem Nebel. Da wir für diesen Spot sehr viel Zeit eingeplant hatten, konnte jeder sein Motiv in Ruhe wählen und gleichzeitig das Panorama genießen. So kamen auch unsere Drohnenpiloten zum ersten Mal auf ihre Kosten. Auf dem oberen Wanderweg am Südufer gelangt man dann zu den Rydal Caves, eindrucksvolle Höhlen mit einer mit bloßem Auge nicht erkennbaren Farbenpracht an den Felswänden, die mit längeren Belichtungszeiten sichtbar wurden und die gleichzeitig dazu führten, dass alle anderen Besucher der Höhle auf dem Foto nicht mehr sichtbar waren.
Unser Treffpunkt war dann das Teehaus bei Rydal Hall, eingebettet in eine Gartenanlage mit „Rydal Falls and The Grot“. „The Grot“ wurde bereits 1793 von dem englischen Dichter William Wordsworth, der von 1813 bis zu seinem Tod 1850 in der Nähe in Rydal Mount gelebt hat, beschrieben.
Ein weiteres Tagesziel war anschließend der kleine See Tarn Hows, ein ebenfalls für Fotografen und Wanderer ein lohnenswerter Spot im Lake District. Bei der Abfahrt zog sich der Himmel zu, es begann zu regnen. Unterwegs hatten wir schon die Befürchtung, dass sich die Fahrt auf einer zum Schluss „Single Track Road“ nicht auszahlen würde. Doch wie so oft: Man wird meistens belohnt! So auch am Tarn Hows. Der See präsentieret sich uns in wunderschönem Abendlicht und und die Landschaft mit toller Herbstfärbung. Zum zweiten Mal an diesem Tag beste Bedingungen zum Fotografieren und Genießen.
Ullswater
Für den nächsten Tag versprach uns der Wetterbericht rund um Ullswater die besseren Bedingungen. Ausgehend von Pooley Bridge machten wir uns auf der Ostseite des Sees auf die Suche nach Fotomotiven, dort wo wir in 2021 aufgrund von Überschwemmungen nicht gehen konnten. Auf dem Weg zurück Richtung Crooklands standen die Wasserfälle am Aira Beck auf dem Programm. Nachdem wir auf zwei Parkplätze wegen Überfüllung nicht parken konnten, fanden wir einen dritten, von dem aus wir auf kurzem Weg zu dem Aira High Force Waterfall gelangten. Von diesem Weg aus hatten wir einen fantastischen Blick in ein von bunten Bäumen gesäumtes Flusstal, ein einziger Farbenrausch bei bestem Licht. Und dann noch der in Kaskaden ins Tal fließende Aira Beck.
Doch das war noch nicht alles: Am Brothers Water bot sich uns im letzten Tageslicht ein weiteres schönes Panorama mit einem See vor der Berglandschaft. Und erneut lohnte es sich, die Graufilter auszupacken. Zurück ging es dann über den Kirkstone Pass zum Hotel und nach einer Verschnaufpause mit Bildbearbeitung und Abendessen vor den TV zur Bildbesprechung. So konnten wir bereits nach diesen wenigen Tagen viele gute Bildergebnisse bewundern.
North West Lakes
Eigentlich sollte es im Nordwesten am Mittwoch gutes Wetter geben, doch im gesamten Lake District wurde fürs Fotografieren herausforderndes Wetter angesagt. Doch selbstverständlich machten wir uns auf den Weg über den Newlands Pass nach Buttermere, begleitet von heftigen Regenschauern und Sturmböen, welche die Seeoberfäche aufwühlten und Wasser in Gischtschwaden aufwirbelte. Ein Einheimischer, den ich am See traf, meinte dazu zu Recht, wir sollten einfach die Stimmung einfangen, dieses gehöre nun mal dazu. Und das haben wir dann auch gemacht. Nach der wohlverdienten Pause machten wir noch am Castlerigg Stone Circle, ein unter Denkmalschutz stehender Steinkreis mit 38 bis zu drei Meter hohen Steinen, einen Fotostopp bei weitgehend trockenem aber windigem Wetter. So kamen die Graufilter ein weiteres Mal zum Einsatz, um alle Menschen, die sich zwischen den Steinen bewegten, auf dem Bild verschwinden zu lassen.
Nach dem Sturm
Der Sturm hatte sich am nächsten Tag total gelegt, dafür kam der Regen und fiel lange andauernd senkrecht aus den tiefhängenden Wolken gen Boden. Den zweiten Spot beim Elterwater mussten wir dann aus genau dem Grund aufgeben, der erste scheiterte an einem Parkplatz. Doch aufgeben gilt nicht, also Plan B: Zurück ins Hotel, Bilder bearbeiten und auf das für später vorausgesagte bessere Wetter warten. Da wir den Tarn Hows beim ersten Besuch nicht wie geplant vollständig umrunden konnten, wurde er zum Plan B, passend zu der Aussage: „Die Intensität unseres Sehens bestimmt unsere Fotografie: Hinschauen, geduldig abwarten sowie schlechtes Wetter erdulden und sich dabei frohen Mutes auf das konzentrieren, was vielleicht noch möglich ist.“ Und es war an dem Tag noch viel möglich mit einer besonderen Lichtstimmung, bei der diesmal verschiedene Grautöne dominierten, und sich die Landschaft auf einer absolut ruhigen Wasseroberfläche spiegelte.
Abschluss
Den Transfertag nach Manchester haben wir dann noch sinnvoll nutzen können mit einer weiteren Bildbesprechung. Schön, die Fotos der zweiten Wochenhälfte noch einmal Revue passieren zu lassen und zu sehen, wie haben die anderen die Motive fotografisch umgesetzt haben. Wir konnten jedenfalls weitere eindrucksvolle Bilder betrachten.
Doch danach war noch nicht Schluss im Lake District. Wir beendeten das Fotografieren dort, wo wir am Sonntag starteten – und zwar bei Levens Hall. Bei schönem Wetter konnte so jeder versuchen, dass umzusetzen, was beim ersten Mal nicht gelang oder möglich war.
Es war eine gute Woche im Lake District, in der viele der geplanten Ziele in dieser schönen Gegend im Nordwesten von England umgesetzt werden konnten. Wir kommen im nächsten Jahr gerne wieder und erkunden weitere lohnenswerte Fotospots.