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Fotoreise "Apulien" 2022

Apulien im Süden Italiens ist, wenn man erzählt, wohin die nächste Reise führt, nicht jedem bekannt (von Rom aus betrachtet ist am italienischen Stiefelabsatz die Welt zu Ende: „Finis terrae“).  Doch bereits für die Griechen bedeuteten die leuchtenden Felsen des Südens den Zugang zu diesem Teil der Welt. Kaum eine andere Region Italiens fasziniert mit einer derartigen Dichte an Sehenswürdigkeiten. Und diese Gegend haben wir in diesem Jahr Anfang Mai fotografisch erkundet.

Nach der Ankunft in Bari machten wir uns zügig auf den Weg zu unserem schönen Hotel in der Nähe von Lizzano. Umgeben von Rebstöcken, Oleanderhecken, Olivenbäumen sowie durch die in dieser Zeit blühenden Wildblumen auf den Feldern und an den Wegrändern war es kein Problem, sich sofort wohl zu fühlen.

Nach einer Einführung in diese Reise erkundeten wir fußläufig die nähere Umgebung unseres Hotels mit einer Wanderung entlang landwirtschaftlich betriebener Flächen mit Gemüse-, Getreide- und Weinanbau sowie blühenden Mohnfeldern bis zur nahegelegenen Küste am Golf von Tarent. Und zum Abend stand noch die Altstadt von Tarent auf unserem Programm. Auf der Fahrt zu unserem Parkplatz in der Nähe der Ponte Girevole – eine Drehbrücke – machten wir die erste Bekanntschaft mit engen italienischen innerstädtischen Straßen und deren Bedeutung für die Fahrzeiten. Dank eines hilfsbereiten Einheimischen ergatterten wir den letzten freien Platz und konnten so Richtung Altstadt aufbrechen. Diese ist zwar recht heruntergekommen, bot aber dennoch etliche interessante Fotomotive. Zur blauen Stunde kamen dann unsere Stative und Graufilter zum Einsatz, um das Castello Arogonese mit weich verlaufendem Wasser im Vordergrund und mit der in italienischen Farben angestrahlten Fassade ablichten zu können.

Unterwegs am Golf von Tarent

Entlang der Küste Richtung Gallipoli säumen mehrere Wehrtürme den Weg. Nach kurzer Fahrzeit zeigte sich mit dem Torre Boraco – ein alter Antisaracena-Turm, der die südöstlichste Grenze des Territoriums des Fürstentums Taranto markierte – ein erstes interessantes Fotomotiv. Ein weiterer Turm direkt an der Küste mit dem Torre Squillace lud anschließend zum Stoppen (mit einer verdienten Kaffeepause) und Fotografieren ein. Danach näherten wir uns der „Città Bella“ – wie Gallipoli zu Recht genannt wird.

Die Festungsstadt steigt, einer Fata Morgana gleich, aus dem Meer vor der ionischen Küste empor und besticht durch ein besonders märchenhaftes Flair: Weiße, griechisch anmutende, verschachtelte Häuser, beeindruckende Bastionen, malerische Gässchen, Plätze und Türme.

Matera – UNESCO Weltkulturerbestätte und 2019 Kulturhauptstadt Europas

Oberhalb des tiefen Tals der Gravina di Matera liegt die Stadt auf einem Karstplateau, wo die Einwohner im weichen Tuffstein Wohnhöhlen angelegt haben. Diese Höhlenbehausungen, die Sassi, sind in der Altstadt größtenteils nur zu Fuß über Treppen zu erreichen. Beeindruckend ist bereits der Panoramablick über die Schlucht auf die Stadt. Anschließend nahmen wir uns viel Zeit, diese besondere Stadt zu Fuß zu erkunden und um den geeigneten Standort für Fotos zur blauen Stunde zu finden. Die lange Fahrt hat sich gelohnt.

Sehenswerte Städte der Region Puglia

Carlo Goldoni (1707-1793) stellte schon vor langer Zeit fest. „Die Welt ist ein schönes Buch, aber es nützt jenen wenig, die nicht darin zu lesen wissen.“ Und so hielten wir fotografisch dominierte „Lesestunden“ in der Barockstadt Lecce und der „Citta Bianca“ Ostuni – die „weiße Stadt“ ab. Wir ließen uns durch die Gassen der Altstädte treiben, sahen viele historische Bauwerke, nahmen Kontakt mit Einheimischen auf und konnte so z.B. in einer bemerkenswerten Werkstatt im laufenden Betrieb fotografieren. Das Plakat an der Tür „Barockskulpturen zwischen Terra d’Otranto, Neapel und Spanien“ beschreibt in etwa das, um welche Arbeit es dort geht.

Doch die „Lesestunden“ waren noch nicht beendet. An einem weiteren Tag führte uns der Weg durch das Valle d’Itria mit den dort so typischen Trulli, den Rundbauten mit Dächern, die an eine Zipfelmütze erinnern. Alberobello, Locorotondo und Cisternino sind besonders hervorzuhebende Städte. Bereits auf der Hinfahrt konnten wir in schöner Umgebung verlassene Trulli fotografieren. In Alberobello (seit 1996 UNESCO-Welterbe) dagegen sahen wir im Trulli-Viertel (UNESCO Zona Monumentale Rione Aia Piccola) unzählige, die heute auch als Unterkünfte genutzt werden. Doch in diesen Städten fanden wir auch historische Altstadtbereiche mit fantastischer Architektur aus weißen Häusern und steilen Außentreppen, schmalen Gässchen, Bögen und Brücken sowie kleinen Innenhöfen.

Tenuta Foggiali

Wir hatten einen Termin mit Antonella Rosati auf dem Landgut Tenuta Foggiali, die dieses mit einem 20 Hektar großen Olivenhain im Herzen Apuliens in der Nähe von Ostuni von ihren Vorfahren übernommen hat und jetzt nach vollständig biologischen Anbaupraktiken bewirtschaftet. Wir erhielten umfangreiche und wissenswerte Informationen über den Olivenbaum und die Arbeit auf einer Olivenplantage mit einer anschließenden Olivenölverkostung, bei der wir schmecken konnten, welche unterschiedlichen Geschmacksrichtungen beim Olivenöl möglich sind. Sie zeigte uns einzigartige Jahrhunderte alte Bäume mit ihren in den Stämmen erkennbaren und die Fantasie anregenden Figuren. So sehen die einen bei einem Baum die drei Tenöre, andere meinen, es werden die Steinskulpturen der Osterinseln dargestellt. Es war auf jeden Fall sehr beeindruckend, diese uralten Baumgiganten mit ihren verformten Stämmen zu sehen und zu fotografieren. Wir bedanken uns ganz herzlich bei Antonella Rosati, dass sie uns ihre Zeit geschenkt und diese Einblicke gewährt hat.

Wir haben in dieser einen Woche Apulien viel gesehen und entdeckt, aber wie so häufig bei einer Entdeckungsreise nicht alles, was geplant war, geschafft. Aber das gehört auch zur Fotografie: Weniger ist mehr! Ob es nun die Ziele sind oder die fotografische Umsetzung der Motive. Es hat sich auf jeden Fall gelohnt.