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Fotoreise Venedig Januar

Lange hat uns Corona bei unseren Venedigreisen ausgebremst, nun war es endlich wieder möglich. Bereits am Flughafen wurden wir zur Einstimmung mit bestem Wetter begrüßt, welches uns die gesamte Woche treu blieb. Unser Plan für die Woche, den wir mit einer Einführung in die Fotoreise Venedig vorgestellt haben, war, die mehrere Sestieri Venedigs sowie die Friedhofsinsel Cimitero di San Michele, Murano und Burano zu erkunden. Bei diesem Vorhaben richteten wir uns allerdings nicht ganz nach Tiziano Scarpa, der meint nämlich: „Die erste und einzige Route, die ich dir empfehlen möchte, hat einen Namen: Sie heißt Zufall. Untertitel: Ohne Ziel. Venedig ist klein, du darfst dich ruhig verlaufen, denn weit kommst du sowieso nicht.“. Trotz unserer geplanten Routen führte uns der Weg manchmal dennoch an unbekannte Orte, zumal es schnell passieren kann, dass man gefangen von den vielen Motiven im Labyrinth der Gassen den Anschluss an die Gruppe verliert und den weiteren Weg dem Zufall überlassen muss.

Den Rhythmus der Stadt aufnehmen

Der erste Rundgang führte uns durch Dorsoduro, ein touristisch weniger überlaufener Stadtteil, wobei es im Januar eh ruhiger ist in Venedig. Hinzukommt, dass von den rund 13 Millionen Besuchern Venedigs pro Jahr über 90% nur den Markusplatz anschauen. So schlenderten wir gemächlich durch die engen Gassen und Plätze, überquerten einige der rund 175 Brücken, ließen uns von den Motiven inspirieren, verweilten in einem Straßencafé und gewöhnten uns so langsam an den Takt dieser Stadt ohne Autoverkehr. So entstanden die ersten Fotos von historischen Gebäuden, Blicke in Gassen und von den fantastischen Spiegelungen auf dem spiegelglatten Wasser der Kanäle. Wie immer kommt es dabei darauf an, die eigene Kamera sicher zu beherrschen, die passende Brennweite zu wählen und die richtigen Belichtungseinstellungen gerade bei hohen Kontrasten mit Licht und Schatten zu finden. Zum Sonnenuntergang und blauen Stunde noch eine Fahrt nach Salute und zurück über die Ponte dell‘ Accademia, unser Einstieg in die Available-Light-Fotografie, welche bei Reisen nach Venedig eine hohen Stellenwert einnimmt.

Der zweite Tag begann für uns früh auf dem beleuchteten Markusplatz mit einem anschließenden Standortwechsel zum Sonnenaufgang mit Blick Richtung San Giorgio Maggiore. Nach dem Frühstück schlenderten wir durch San Marco über den Markusplatz zum Teatro la Fenice, zur Rialto Brücke und vorbei an vielen Motiven, die man gar nicht alle aufzählen kann, sowie durch San Polo bis zum Piazzale Roma. Zurück mit dem Vaporetto, Stative holen und zum Sonnenuntergang auf die Rialto Brücke.

Raus auf die Inseln

Bei bestem Wetter fuhren wir nach einem Aufenthalt auf der Friedhofsinsel Cimitero di San Michele nach Murano. Bei einer Spaziertour bis zur Haltestelle Faro konnten wir den verblassten Glanz dieser Insel – die Heimat der Glasbläser – feststellen. Beispielhaft dafür auch die Werbung an einer Tür, dass in dem Geschäft kein!!! Glas aus China verkauft wird. Unser nächstes Ziel – die Fischerinsel Burano – begeistert seine Besucher immer wieder durch die Farbenpracht ihrer Gebäude – Fotomotive ohne Ende. Wer das nicht mit eigenen Augen gesehen hat, glaubt das der Fotograf ganz kräftig am Sättigungsregler gedreht hat. Und als I-Tüpfelchen wurden wir bei unserer Rückfahrt Richtung Venedig noch mit einem grandiosen Sonnenuntergang belohnt.

Aber das war noch nicht alles

Es ist noch so viel mehr möglich in Venedig. So haben wir natürlich den Sonnenaufgang von der Accademiabrücke und den -untergang vom Glockenturm San Giorgio genossen und fotografiert. Tolle Lichtstimmungen – sowohl morgens und abends – und eine hervorragende Sicht Richtung Alpen.

Als weiteres geplantes Ziel haben wir noch Cannaregio durchstreift, das erste Judenghetto der Welt vom Senat 1516 geschaffen. Den Mittelpunkt bildet der Campo de Gheto Novo umgeben von schmucklosen, hohen Häusern. Dort befindet sich auch eine zur Erinnerung an den Holocaust von Arbis Blatas geschaffene Bronzetafel. Da es den Juden verboten war, ihre Gotteshäuser auf venezianischem Grund zu bauen, fallen ihre Synagogen, „Scuole“ genannt, im Stadtbild nicht auf, denn sie ähneln Wohnhäusern oder wurden auf deren Dächern errichtet.

Unseren letzten Tag begannen wir mit einem Besuch auf dem Mercati di Rialto mit seinem breiten Angebot frischer Waren von Fisch, Obst, Gemüse, usw. Dort gilt es immer, den richtigen Moment für eine Foto zu erkennen, wie z.B. Verhandlungen zwischen Verkäufer und Kunde. Und wie immer kommt es dabei auf die sichere Beherrschung der Kamera an, denn sonst verpasst man den richtigen Moment. Aber auch die engen Gassen rund um den Market boten lohnenswerte Fotomotive im flachen Morgenlicht mit tollen Licht- und Schatteneffekten. Am Nachmittag machten wir uns bei frühlingshaften Temperaturen auf den Weg Richtung Castello. Anfangs weiches Licht mit Dunst in der Luft, dann zur goldenen Stunde eine warme Lichtstimmung mit einem tollen Sonnenuntergang hinter San Giorgio. Einfach zum Genießen mit Lust auf mehr und ein Wiedersehen.

Vor unserem Abendessen im gemütlichen Ristorante „Al Chianti“ ließen wir eine fotografisch ertragreiche Woche mit einer Bildershow der besten Fotos Revue passieren, die die Besonderheiten dieser Stadt widerspiegeln.

Dazu passt die Aussage von Henry James: „Es gibt zwei Arten von Städten: alle anderen und Venedig.“

 

Bilder: Bernd Kupper und Frank Werther