Unsere erste Reise in den Lake District (oder wie die Engländer liebevoll sagen: The Lakes) – vor langer Zeit geplant – konnte jetzt endlich umgesetzt werden. Bereits die Beschäftigung mit den fotografischen Möglichkeiten in dieser auch bei den Engländern sehr beliebten Region löste bereits im Vorfeld ein freudiges Kribbeln aus.
So machten wir uns von Manchester auf nach Norden. Um den Anreisetag noch fotografisch sinnvoll zu nutzen, legten wir einen Fotostopp ganz in der Nähe unseres Hotels ein, um Levens Hall (13. Jahrhundert) und im angegliederten Park, der sich zu beiden Seiten des River Kent erstreckt, zu fotografieren. Eine Anlage mit vielen gewaltigen alten Bäumen bot uns neben dem Gebäude vielfältige Motive von der Totalen über die Halbtotale bis zu den Details.
Nach der Ankunft im Hotel haben wir uns mit möglichen Zielen für die nächsten Tage beschäftigt, wobei bereits da klar wurde: Der Lake District bietet hinter jeder Kurve ein Motiv, so dass in den vor uns liegenden Tagen nicht alles geschafft werden kann. Wie immer, und das gerade in einer Gegend mit schnell wechselndem Wetter, planten wir von Tag zu Tag.
The North-West Lakes
Der Blick auf die Wetterkarte versprach uns rund um Keswick und Buttermere das bessere Wetter. Also ein frühes Frühstück, um zeitig vor anderen Touristen beim Castlerigg Stone Circle sein zu können. Bereits auf der Fahrt dorthin hätten wir bei der sich uns bietenden wunderschönen Lichtstimmung an vielen Stellen halten können. Der unter Denkmalschutz stehende Steinkreis mit seinen 38 bis zu drei Meter hohen Steinen ist einer der größten in England. Wie gewünscht hatten wir Glück mit dem Licht und nur wenigen Besuchern zwischen den Steinen, so dass wir den Steinkreis gut fotografieren konnten.
Weiter ging’s über den wolkenverhangenen Honisterpass nach Buttermere mit dem von hohen Bergen eingerahmten See. Der Wanderweg am See bietet ein Fotomotiv hinter dem anderen, so dass auch in der großzügig bemessenen Zeit bei weitem nicht alles umgesetzt werden konnte. Wie so häufig am Wasser konnten wir, nachdem ein kurze heftige Regenschauer vorbei war, unsere Graufilter zur Glättung der Wasseroberfläche einsetzen. Bei der Rückfahrt noch ein Stopp am Crummock Water zum Sonnenuntergang (ein Dank geht für den Tipp an Herbert) und zurück ins Hotel.
Rydal Water und Rydal Hall
Der Blick aus dem Fenster löste keine Freudenstürme aus, doch das hielt uns nicht von einer Tour nach Rydal ab, ein kleines Dorf in der Nähe von Ambleside. Und wir wurden mit erstaunlich gutem Fotowetter belohnt. Am Rydal Water, einer der kleineren Seen im Lake District, machten wir uns auf den Weg zu den eindrucksvollen Rydal Caves. Bereits auf dem Weg zu der Höhle hatten wir einen wunderbaren Blick über Rydal Water auf die farbenprächtige Bergwelt und Heron Island. Doch nicht nur wir hatten dieses Ziel, ebenso viele andere Besucher. So war es schon eine Herausforderung, die Höhle ohne Menschen zu fotografieren. Eine Lösung: Eine Langzeitbelichtung, die nicht nur die Menschen verschwinden ließ, sondern auch die mit bloßem Auge bei der in der Höhle herrschenden Dunkelheit nicht wahrnehmbaren Farben deutlich machte. Zurück auf dem Wanderweg am See und dann auf kurzem Weg ins Teehaus und in den Garten von Rydal Hall. Besonders sehenswert sind dort „Rydal Falls and The Grot“. „The Grot“ wird bereits 1793 von dem englischen Dichter William Wordsworth, der von 1813 bis zu seinem Tod 1850 in der Nähe in Rydal Mount gelebt hat, beschrieben.
„Die Felsen und das Gebüsch ringsum schlossen es von allen Seiten ein. Die Wirkung war magisch. Der Blick vom rustikalen Haus, das felsige Becken, in das das Wasser fiel, und der tiefe Schatten, in den das Ganze gehüllt war, machten es zu einer schönen Szene.“
Little Langdale
Kneifen gilt nicht, also machten wir uns trotz der sehr ungünstigen Wetterprognose auf den Weg zu einer Rundtour bei Little Langdale. Doch bereits bei unserem ersten Stopp an der Clappersgate Bridge wurde uns klar: Heute wird es bei den gewaltigen Wassermassen von oben mit dem Fotografieren schwierig. Noch waren wir zuversichtlich, zumindest die Cathedral Chambers aufsuchen zu können, doch der waagerecht kommende Regen bewog uns schweren Herzens zum Umdrehen. Da blieb nur eins:
„Die Intensität unseres Sehens bestimmt unsere Fotografie: Hinschauen, geduldig abwarten sowie schlechtes Wetter erdulden und sich dabei frohen Mutes auf das konzentrieren, was vielleicht noch möglich ist.“
So nutzen wir die Zeit im Hotel für Bildbearbeitung und -besprechung. Dabei konnten wir die gute Qualität der Fotos bewundern, woran auch deutlich wurde, welches Niveau erreicht werden kann, wenn man sich intensiv mit der Fotografie beschäftigt, u.a. bei Fotoreisen mit Freiraum Fotografie.
Ullswater
Der 4. Tag verhieß zwar besseres Wetter, aber leider kein gutes. Bei unserer Ankunft in Pooley Bridge am Ullswater war es noch trocken, aber dann…….
Auf dem Weg am See wurden wir jedoch nicht nur vom Regen, sondern auch vom hohen Wasserstand des Ullswater ausgebremst. Die bizarren Bäume konnten wir nur mit längeren Brennweiten fotografieren. Zurück führte unser Weg über den Kirkstone Pass, bei gutem Wetter ein Highlight im Lake District. Aber auch die Stimmung mit dem verhangenen Himmel über riesigen mit rotbraunem Farn bedeckten Berghängen war schon besonders.
Zurück in Crooklands wurde es trocken – eine gute Gelegenheit, die fußläufig zu erreichende St. Patrick’s Church aufzusuchen. Und dort dann wie immer: Eine Bildidee entwickeln, sich dem Motiv nähern und es erkunden, um so die passende Brennweite und Perspektive für das gewünschte Bild wählen zu können.
Die obligatorische abschließende Bildershow führte uns dann noch mal vor Augen, welch gute und auch zahlenmäßig hohe Bilderausbeute wir trotz der zum Teil widrigen Wetterverhältnisse erzielt haben. Es macht sich halt bezahlt, wenn man mit der Kamera auf „Du und Du“ ist und Erfahrungen mit der Bildgestaltung hat.
Da wir erst zum späten Nachmittag in Manchester sein mussten, schlossen wir unsere fotografischen Aktivitäten dort ab, wo sie bei dieser Reise begonnen haben – bei Levens Hall. So konnte jeder Ideen umsetzen, die beim ersten Stopp nicht möglich waren oder die durch das Betrachten der Bilder der anderen Teilnehmer/innen entstanden sind. Es hat sich noch einmal gelohnt. Und es wurden allen deutlich: Eine Reise in den Lake District ist sehr empfehlenswert, es gibt noch viel zu entdecken.