Im Rahmen unserer durch die Corona Pandemie ins Leben gerufenen „Heimspiel“ Fotoreisen findet in dieser Woche die zweite Schweiz Reise in den Jura statt. Interessante Informationen zum Jura-Gebirge finden sie in Wikipedia.
1. Tag / Anreise La Chaux-de-Fonds
Gegen 15 Uhr treffen alle Teilnehmer ob mit Bahn oder Auto in unserer Unterkunft im Zentrum von La Chaux-de-Fonds im Neuenburger Jura ein.
La Chaux-de-Fonds gehört neben Biel/Bienne und Le Locle zu den bekanntesten Uhrenstädten der Schweiz. Es ist die grösste Stadt im Hochjura und die viertgrösste Stadt in der Romandie. La Chaux-de-Fonds liegt auf rund 1000 m ü. M. und ist damit eine der höchstgelegenen grösseren Städte Europas. Wegen des architektonischen Wertes der schachbrettartig angelegten Bebauung und der zahlreichen Jugendstilbauten wurde La Chaux-de-Fonds im Jahre 2009 zum UNESCO-Welterbe erklärt.
Nach einer Begrüssungsrunde und der Einführung in die Aktivitäten der kommenden Tage machen wir uns mit Kamera auf einen Spaziergang ins Zentrum der Stadt. Unser Ziel ist der 14-stöckige Turm Espacité. Von hier oben haben wir einen fantastischen Blick über die Stadt und die schachbrettartige Bauweise.
2. Tag / Lac Taillères – Valangin – Chaumont – Murten – Avenches
Unser zweiter Tag beginnt früh. Um 4:45 Uhr fahren wir los und wollen am Lac Taillères den Sonnenaufgang fotografieren. Nach ca. 25 Minuten Fahrt erreichen wir den See. Dicker Nebel hat sich über das Tal gelegt. Dennoch beziehen wir unsere Fotopositionen und werden mit mystischen Motiven belohnt als sich der Nebel zu lichten beginnt. Doch zur Sonnenaufgangszeit hat sich erneut eine dicke Schicht Nebel gebildet. Daher fahren wir zum Frühstück ins Hotel und stoppen unterwegs als die aufgehende Sonne tolle Lichtstimmungen in die Nebellandschaft zaubert.
Nach dem Frühstück machen wir uns auf unseren Tagesausflug in die 3-Seen Region (Bieler-, Neuenburger- und Murtensee). Unser erster Stopp ist der kleine historische Ort Valangin mit dem mächtigen Schloss. Hier üben wir Architektur- und Strassenfotografie.
Bereist beim der Überquerung des Passes Vue-des-Alpes hatten wir einen guten Blick auf die Bergkette der Alpen. Daher fahren wir von Valangin zu dem Aussichtspunkt bei Chaumont – hoch über Neuchatel. Auf dem Aussichtsturm fotografieren wir den Blick auf Stadt, See und Alpenpanorama.
Unser nächstes Ziel ist Murten. Die Stadt ist ein mittelalterliches, gut erhaltenes Juwel. Hier finden wir viele Motive und bleiben über eine Stunde.
Murten oder Morat ist eine deutsch- und französischsprachige mittelalterliche Gemeinde am Südostufer des Murtensees im Westen der Schweiz. Von der Ringmauer bieten sich Ausblicke auf den See und die geschmückten Arkaden der Altstadt. Die nahe barocke Deutsche Kirche hat eine Holzkanzel aus dem 15. Jahrhundert, eine Stuckdecke und einen gotischen Chor.
Weiter südliche besuchen wir Avenches mit dem mächtigen römischen Amphitheater am Rande der Altstadt.
Avenches ([avɑ̃ʃ], im einheimischen frankoprovenzalischen Dialekt [aˈvɛ̃tsu] ist eine politische Gemeinde im Distrikt Broye-Vully im Schweizer Kanton Waadt. Der frühere deutsche Name Wiflisburg oder Wifflisburg geriet in den letzten zwei Jahrhunderten trotz der Nähe zur Sprachgrenze in Vergessenheit und wird heute kaum noch verwendet. Zur Römerzeit war das damalige Aventicum die bedeutendste Stadt auf Schweizer Boden auf dem Transitweg vom Rhonetal via Augusta Raurica nach Germanien.
Nach dem Abendessen in Avenches fahren wir zum Sonnenuntergang erneut auf den Aussichtsturm bei Chaumont und können das Alpenpanorama mit tollen, farbigen Wolken fotografieren.
3. Tag / Uhrenmanufaktur – Creux du Van – Asphaltminen
Die ganze Region zwischen La Chaux-de-Fonds und dem Lac de Joux ist neben der schönen Landschaft auch weltweit bekannt für die vielen kleinen und mittelgrossen Manufakturen, wo die berühmten Schweizer Uhren hergestellt werden. Auf unseren täglichen Ausflügen sehen wir die Werkstätten von Rolex, Girard-Perregaux, Tissot, Cartier, TAG Heuer, Parmigiani, etc.
Die Geschichte der jurassischen Uhrenindustrie beginnt am Ende des 18. Jahrhunderts in den Freibergen, als einige Bauern daran gehen, dem Beispiel ihrer neuenburgischen Nachbarn folgend, Uhren und Uhrenteile herzustellen. Es ist die Zeit der Uhrmacher-Bauern und der Fertigsteller. Nach Abschluss der Feldarbeiten, vornehmlich im Winter, wird der Bauer zum Uhrmacher.
Im Laufe des 19. Jahrhunderts entstehen in den Freibergen mehrere grosse Uhrenunternehmen, wovon einzelne bis heute fortbestanden sind.
Diese Tradition ist für uns natürlich auch von großem Interesse und so haben wir den Besuch bei einer kleinen aber sehr exklusiven Uhrenmanufaktur ins Programm aufgenommen. In diesem Betrieb werden alle Teile (300 – 500) einer Uhr selbst hergestellt, bearbeitet und zusammengefügt. Die durchschnittliche Zeit zur Erstellung einer Uhr ist 2 bis max. 3 Jahre. Da in diesen Betrieben normalerweise strikte Geheimhaltung herrscht, ist es für uns eine Privileg, dass wir uns ca. 1 1/2 Stunden frei in der Manufaktur bewegen und fotografieren dürfen. Es ist fantastisch den Mitarbeitern bei der filigranen Arbeit auf die Finger zu schauen und mitzuerleben wie die mechanischen Kunstwerke von zeitlosem Wert entstehen.
Von der Manufaktur in Môtier fahren wir zu dem Aussichtspunkt Chapeau de Napoleon hoch über Fleurier und machen bei hervorragendem Wetter eine Kaffeepause und verarbeiten die vielen Eindrücke des heutigen Morgen.
Danach fahren wir weiter zum Creux du Van. Der Creux du Van ist ein Kar im Schweizer Jura an der Grenze zwischen den Kantonen Neuenburg und Waadt. Er ist etwa 1200 m breit und 500 Meter tief. Die Gesamtlänge der Felswände, die rund 160 Meter senkrecht abfallen, beträgt etwa vier Kilometer. Das Gebiet liegt beim Mont Soliat auf 1200 bis 1450 m ü. M.
Heute wollen wir die Location scouten und somit für unseren geplanten Sonnenaufgang des nächsten Morgen vorbereiten. Da wir morgen bei Dunkelheit an die Abbruchkante kommen werden, ist es ratsam die Umgebung bei Tageslicht kennenzulernen. Im gemütlichen Restaurant unweit des Felsens geniessen wir das Mittagessen.
Von der Höhe des Mont Soliat fahren wir wieder ins Val de Travers hinunter und besuchen die Asphaltminen bei Covet. Bereits im 17. Jahrhundert wurde hier die Mischung aus Bitumen und Kalkgestein abgebaut. Zuerst für medizinische Zwecke und danach für den Strassenbau. Bis in die 1980-er Jahre wurde der Asphalt aus der Region in die ganze Welt exportiert. So entstanden unter der Erdoberfläche über 100 km Tunnel und Stollen. Bei unserem Besuch können wir diese „Unterwelt“ auf einem Kilometer besuchen und viel über das Leben der Mineure und die harte Arbeit erfahren.
Von Covet fahren wir zurück ins Hotel in La Chaux-de-Fonds
4. Tag / Sonnenaufgang am Creux du Van – Absinth Destillerie – Romainmôtier – Lac Taillères
Heute ist wieder frühes Aufstehen angesagt. Bereits um 4:15 Uhr fahren wir los und erreichen nach ca. 50 Minuten den Parkplatz beim Le Soliat Restaurant unweit des Creux du Van. Ca. 1:30 Stunden vor Sonnenaufgang beziehen wir unsere Fotolocations, stellen Stativ auf und stellen die Kameras ein. Es wird sehr schnell heller und wir können die Zeit vom der Dämmerung über die die Blaue Stunde bis zum Sonnenaufgang und Goldener Stunde fotografieren. Unsere Mühen werden mit einem farbenprächtigen Sonnenaufgang in orangen und roten Farben belohnt.
Um 8 Uhr öffnet das Restaurant und wir geniessen das wohlverdiente Frühstück in der warmen Gaststube.
Die gewundene Straße bringt uns wieder nach Môtier im Val de Travers. Hier haben wir einen Termin in einer alten Absinth Destillerie.
Absinth wurde ursprünglich im 18. Jahrhundert im Val de Travers im heutigen Schweizer Kanton Neuenburg (République et Canton de Neuchâtel) als Heilmittel hergestellt. Große Popularität fand diese Spirituose, die traditionell mit Wasser vermengt getrunken wird, in der zweiten Hälfte des 19. und dem frühen 20. Jahrhundert in Frankreich. Zu den berühmten Absinth-Trinkern zählen unter anderem Charles Baudelaire, Paul Gauguin, Vincent van Gogh, Ernest Hemingway, Edgar Allan Poe, Arthur Rimbaud, Aleister Crowley, Henri de Toulouse-Lautrec und Oscar Wilde.
Die Tochter des Destillerie Gründers erzählt uns die Geschichte des Absinths im Val de Travers, die Schwarzbrennerei während des Verbots und die Wiederaufnahme der Herstellung nach der Aufhebung des Verbots im Jahre 2005. In der kleinen Anlage wird bis zu 77%-iger Absinth in bester Qualität hergestellt. Natürlich müssen wir das Getränk auch probieren.
Auf dem Balkon des Juras am Osthang des Juras geniessen wir ein Mittagessen mit grandiosem Blick auf die Alpen bevor wir weiter nach Romainmôtier fahren.
Die in der Region Yverdon-les-Bains in eine herrlich grüne Landschaft eingebettete Kleinstadt Romainmôtier lebt im Rhythmus ihrer romanischen Abteikirche, die nach den Plänen der Kirche von Cluny errichtet wurde. In dieser zu den ältesten romanischen Kirchen der Schweiz zählenden Abtei werden heute regelmässig Gottesdienste abgehalten und gut besuchte Konzerte veranstaltet.
Aus Zeitnot verzichten wir auf die Weiterfahrt zum Lac de Joux und fahren über Frankreich nach Norden zum Lac de Taillères, wo wir einen farbigen Sonnenuntergang über dem Wasser erleben und fotografieren dürfen.
5. Tag / Les Roches de Moron – Les Brenets – unterirdisches Mühlenmuseum – Internationales Uhrenmuseum
Nach dem zum Teil sehr warmen und stabilen Wetter der letzten Tage ist für heute Nachmittag Gewitter und starker Regenfall angekündigt. Bereits morgens ist der Himmel mit grauen Wolken versehen. Daher fahren wir gleich nach dem Frühstück los. Unser Ziel ist das Restaurant Le Roches do Moron mit dem Aussichtspunkt über die Schlucht des Doubs. Es ist ein grandioser Blick über die Hügel, den Fluß Doubs und die Dörfer auf der französischen Seite.
Weiter geht es direkt an den Doubs beim kleinen Ort Les Brenets. Wegen der Trockenheit der letzten Wochen ist der Doubs hier trockengelegt. Die Schiffahrt zwischen Les Brenets und dem Wasserfall Saut de Doubs ist eingestellt.
Wir fahren weiter nach Le Locle und besuchen das unteridische Mühlenmuseum. Die Höhlenmühlen von Le Locle im Kanton Neuenburg in der Schweiz liegen zwei Kilometer westlich vom Zentrum von Le Locle unmittelbar an der Grenze zu Frankreich. Sie waren die einzigen unterirdischen Mühlen europaweit. Am Ende des 19. Jahrhunderts wurden sie stillgelegt und ein Jahrhundert später teilweise als Industriemuseum wieder in Betrieb genommen
Die Höhle wurde im 16. Jahrhundert für den Betrieb von Horizontalmühlen erschlossen (erste urkundliche Erwähnung 1549). In der mehrstöckigen Kalksteinhöhle installierte man ein System von übereinander angeordneten Wasserrädern, die Mühlen, Dreschmaschinen und ein Sägewerk antrieben.
Nach dem Aufkommen der Elektrizität wurde die Anlage um 1890 in ein Schlachthaus umgewandelt. Die Höhle wurde als dessen Abfallgrube benutzt, denn das Wasser wurde in einem Kanal durch den Berg hindurch in ein neu gebautes Wasserkraftwerk umgeleitet. 1973 begannen passionierte Geschichts- und Höhlenforscher (die Müllerbruderschaft Confrérie des Meuniers du Col-des-Roches) die Anlage wieder herzustellen, wobei die Beseitigung des Schlachthausabfalls in der Höhle der größte Aufwand war. Seit dem 1. Juli 1987 ist die Höhle mit einigen wieder funktionstüchtigen alten Maschinen öffentlich zugänglich.
Beim Verlassen des Museums setzt der erwartete Regen ein. Wir machen einen letzten Stopp im sehr interessanten Internationalen Uhrenmuseum in La Chaux-de-Fonds. Hier können wir uns über die geschichtliche Entwicklung der Uhren und der Uhrenindustrie informieren.
Zurück im Hotel haben wir Zeit für die Entwicklung unserer Bilder. Vor dem Abendessen besichtigen wir eine Auswahl der Bilder bei einer Bildbesprechung.
Das kühle, regnerische Wetter ist ideal für ein abschliessendes Käsefondue mit Schweizer Weisswein am Abend.
6. Tag / Abreise
Nach dem Frühstück verlassen wir den Jura mit vielen neuen und tollen Eindrücken von einer sonst nicht sehr bekannten Region an der Grenze zwischen der Schweiz und Frankreich.
Dank an die Teilnehmerin Renate Petersen für die Bilder der Asphaltmine und des unterirdischen Mühlenmuseums.