Bei hochsommerlichen Temperaturen treffen sich die Teilnehmer zum dritten Freiraum-Heimspiel. Die Wettervorhersage für die kommende Woche ist gemischt: Von Starkregen am zweiten Tag bis zu 33° C am vorletzten Tag ist alles dabei. Vorausschauende Planung und Flexibilität sind also absolut notwendig. Bei der traditionellen Begrüssungsrunde erhalten die Teilnehmer einen Überblick über die geplanten Schwerpunkte der Reise. Außerdem diskutieren wir über die Bedeutung von Linien, den Einsatz von Filtern in der Landschaftsfotografie und beschäftigen uns ein wenig mit dem Dynamikumfang unserer Digitalkameras. Damit sind wir gut auf die Reise eingestimmt.
Der zweite Tag begrüßt uns mit dichten Wolken, aber es ist wenigstens trocken. Wir beschließen, den Tag ruhig anzugehen und zum „scouten“ zu nutzen. Vorher genießen wir in Ruhe das reichhaltige Frühstück unseres schönen Hotels. Unser erstes Ziel ist die „Sauschwänzlebahn“. Diese Ende des 19. Jahrhunderts gebaute Bahnlinie verdankt ihren Namen dem kringeliegen Verlauf über mehrere beeindruckende Viadukte und Tunnel. Eine technische Meisterleistung seiner Zeit! Unser Standort gibt uns zwar einen guten Überblick, ist aber, zusammen mit den vorherrschenden Lichtverhältnissen, nicht ideal. Wir beschließen, zu einem späteren Zeitpunkt zurück zu kehren. Weiter geht es nach St. Märgen, wo wir im Kloster ein paar Fingerübungen in Sachen Architektur machen. Der Höhepunkt des Tages ist dann eher nichtfotografischer Art und trotzdem ein Foto wert: Ein überwältigendes Stück Schwarzwälter Kirschtorte im Café Goldene Krone, das von einer Vereinigung von Landfrauen betrieben wird. Wir sind im Schwarzwald angekommen!
Auch der dritte Tag empfängt uns mit nicht gerade „fotofreundlichem“ Wetter. Wir beschließen dem Thema gerecht zu werden und uns auf Wasserfälle zu konzentrieren. Der Roodbachwasserfall kann noch nicht so richtig überzeugen, lädt aber zum Üben ein. Da hat die nahe Lotenbachklamm schon mehr zu bieten: Ein 1,5km langer Wanderweg führt uns an verschiedenen kleinen und größeren Wasserfällen vorbei und es ergeben sich reizvolle Möglichkeiten zur Langzeitbelichtung.
Der vierte Tag lässt hoffen: Zum ersten Mal haben die dichten Wolken eine Struktur. Wir beschließen, die Gegend um den Rhein zu erkunden. Den Anfang macht die Insel Werd, rheinaufwärts vom Städtchen Stein am Rhein gelegen. Von einer schmalen Holzbrücke haben wir einen schönen Blick auf die Stadt und zum ersten Mal kommen unsere Verlaufsfilter zum Einsatz. In der Stadt selbst fasziniert der gut erhaltene Altstadtkern mit seiner Fachwerk-Architektur und den Wandmalereien. Wir üben den Umgang mit stürzenden Linien. Unsere nächsten Stationen sind die Klosterinsel Rheinau und das Städtchen Eglisau, beide ebenfalls auf der schweizer Rheinseite gelegen. Vor allem die zauberhafte Häuserfront von Eglisau, die sich im Wasser des Rhein spiegelt, ist immer einen Foto-Stop wert. Trotz der nicht optimalen Lichtverhältnisse gelingen ein paar schöne Bilder.
Fünfter Tag – Tag des Bodensees. Die Sonne scheint, und es wird wieder ein heißer Tag. Aufgrund des Regens der vorigen Tage ist die Luft klar, der Himmel fast wolkenlos und tief blau. Ein paar mehr weiße Wolken hätten unseren Bildern sicher gutgetan, aber es ist wie es ist. Wir lernen, das Beste aus der jeweiligen Situation zu machen. Die Klöster auf der Insel Reichenau und das Kloster Birnau bieten uns schöne Architekturmotive. Auch das prächtige Schloss Salem mit seinem hübschen Garten lädt uns zum Verweilen ein.
Der sechste Tag steht wieder im Zeichen des Schwarzwaldes. Am „berühmten“ Titisee merken wir schnell, dass touristische „Hotspots“ nichts für uns sind und sparen uns deshalb den Schluchsee. Dafür geht es nach St. Blasien: Dieser Ort gibt Rätsel auf. Es ist uns nicht gelungen herauszufinden, wie und warum ein Ort mit gerade mal 4000 Einwohnern sich einen Dom mit der drittgrößten Kuppel Europas leistet. Dieser Kuppelbau ist 62 Meter hoch und hat einen Durchmesser von 36 Metern. Sehr beeindruckend und wie geschaffen für die Panoramafotografie. Mittlerweile zeigt das Thermometer wieder 33°C und wir sehnen uns nach einem schattigen Plätzchen. Da kommt der erfrischende Lehnbach-Wasserfall im schattigen Murgtal gerade Recht. Der Tag endet am Rheinufer bei Laufenburg mit einem herrlichen Blick auf den gleichnamigen Ort auf der schweizer Seite.
Den Morgen des siebten Tages beginnen wir sehr früh, um rechtzeitig zur blauen Stunde in Eglisau zu sein. Aber es fehlen die leichten Schleierwolken und damit die nötigen Himmelsfarben zu dieser faszinierenden Häuserfront. Da war unsere Ausbeute von Dienstag deutlich besser! Bleibt noch die fotografische Wiederholung der Sauschwänzlebahn. Wir fahren zum Bahnhof Epfenhofen, wo uns ein netter „Bahnhofsvorsteher“ einen „legalen“ Parkplatz zuweist. So kommen wir mit ihm ins Gespräch und erhalten umfangreiche Informationen zur Bahn selbst und zu geeigneten Fotospots. Vor allem die Tunnelausfahrt vor Grimmelshofen, bei der die Lok unter Dampf steht, hat sich als heißer Tipp erwiesen.
Die bei Freiraum schon traditionelle Bildbesprechung und ein gemeinsames Abendessen auf der Terrasse unseres Hotels runden die Reise ab. Aber das dritte Heimspiel geht in die Verlängerung: Wir können es nicht lassen und entschließen uns, nach dem Essen zur Blauen Stunde nach Stein am Rhein zu fahren.
Fazit: Unsere Fotoausbeute von dieser Reise ist trotz nicht immer optimaler Bedingungen beachtlich und die Teilnehmer erfuhren einige neue Dinge aus dem weiten Feld der Fotografie. Aber auch die Gespräche außerhalb der Themen unseres Hobbies haben zum Gelingen der Reise beigetragen.
Ach ja: Da war ja auch noch Corona. Zu Beginn der Reise hatten wir uns auf ein Motto verständigt: Gelassenheit, aber nicht Sorglosigkeit. Danach hat uns das Thema kaum noch belastet.