Der Workshop „Streetfotografie“ ist neu im Portfolio von Freiraum-Fotografie. Also gab es am letzten Wochenende nicht nur eine Premiere, sondern wir waren seit langem mal wieder in den Räumlichkeiten unseres Partners Calumet zu Gast. Neben der guten Infrastruktur sorgte unser Gastgeber auch vorbildlich dafür, dass sich die Teilnehmer trotz der Corana-Maßnahmen von Anfang an wohl gefühlt haben.
Nach der Begrüßung beschäftigten wir uns zunächst ein wenig mit der Theorie. Kaum überraschend: Die allgemeinen fotografischen Regeln des Bildaufbaus und der Bildgestaltung gelten auch für die Streetfotografie. Die Schwierigkeit besteht indes darin, eine Szene, die sich in wenigen Sekunden abspielt, vorauszusehen und im Bild festzuhalten. Also muss man gewisse Tätigkeiten, wie Belichtungsmessung oder Scharfstellen, automatisieren, um sich voll auf die Dinge konzentrieren zu können, die man selbst ausführen muss. Außerdem ist es wichtig, Details aus einer Gesamtsituation selektiv wahrzunehmen. Wo sind interessante Bildelemente und wie bringe ich diese in Beziehung zueinander, um das Hauptziel der Streetfotografie zu erreichen: Mit nur einem Bild eine Geschichte zu erzählen. Deshalb wurde der theoretische Teil des Workshops mit Vorschlägen zur Übung der selektiven Wahrnehmung abgerundet. Anhand von Beispielbildern des Referenten, der Teilnehmer und einigen Könnern der Streetfotografie war zu sehen, wie Teile des gehörten in der Praxis umgesetzt wurden.
Aber wie lautet die alte Fußballweisheit? „Wichtig ist auf dem Platz!“. Deshalb ging es nach der Mittagspause „On Location“. Wir haben uns für den Hamburger Kult-Flohmarkt „Floh-Schanze“ und das hippe Karo-Viertel mit seinen unzähligen Läden, Kneipen und Graffitis entschieden. Auch wenn es coronabedingt nicht so von Menschen wimmelte wie sonst, fanden sich interessante Situationen und viele Details. Die geringere Anzahl an Marktständen und Besucher war sogar ein gewisser Vorteil für Teilnehmer, die noch nicht so geübt in der Streetfotografie sind. Mit der Erkenntnis, dass es gar nicht so schwierig ist, Details aus einer Gesamtszene wahrzunehmen und im Bild festzuhalten, schlossen wir den Nachmittag ab.
Der folgende Morgen stand im Zeichen der graphischen Elemente, die, zusammen mit dem Menschen, elementarer Bestandteil der Streetfotografie sind. Die neue Flutschutzmauer zwischen Landungsbrücken und Baumwall mit ihren Treppen, Handläufen und Piktogrammen ist ideal für Übungen in diese Richtung. Es galt, durch die Wahl einer geeigneten Position unruhige Hintergründe zu vermeiden. Wir lernten, Menschen so in das Bild einzubauen, dass ein interessantes Foto entsteht, obwohl sie nicht zu erkennen sind. Damit ist gleichzeitig dem Datenschutz und den Persönlichkeitsrechten genüge getan.
Den krönenden Abschluss bildete dann die Plaza der Elbphilharmonie. Es gibt Formen, Farben und graphische Elemente im Überfluss! Der Andrang hält sich auch hier noch in Grenzen und wir können die Besucher gut in unsere Bilder integrieren.
Zurück im Seminarraum erfolgte, wie üblich in unseren Workshops, die Selektion und Bearbeitung unserer Werke. Bei der anschließenden Bildbesprechung wurde das gelernte noch einmal vertieft. Es ist immer wieder interessant zu sehen, wie unterschiedlich die Sichtweisen der einzelnen Teilnehmer an der gleichen Location sind. Die Ergebnisse sind wie immer in der Galerie der Teilnehmer/-innen zu bewundern.
Fazit: eine gelungene Premiere mit vielen neuen Erkenntnissen und Anregungen. Vielleicht Anlass für den einen oder anderen Teilnehmer, sich mit diesem faszinierenden fotografischen Genre noch intensiver zu befassen.