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Fotoreise Irland Norden

Unterwegs in der irischen Geschichte

Am Tag nach unserer Ankunft in Dublin starten wir am nächsten Morgen zeitig Richtung Belfast – der Hauptstadt Nordirlands und tauchen dort tief in die Geschichte Irlands ein. Das erste Highlight – das Titanic-Museum – erzählt im Inneren die Geschichte der Titanic vom Bau in Belfasts Werft Harland & Wolff, die während der Glanzzeit der Liniendampfer eine der bedeutendsten Schiffswerften Europas war und 30.000 Mitarbeiter beschäftigte (am 5. August 2019 meldete das Unternehmen Insolvenz an), bis zu ihrem Untergang. Fotografisch insofern eine Herausforderung an die Leistungsfähigkeit der Kamera hinsichtlich der Lichtempfindlichkeit in Verbindung mit der Umsetzung der sich bietenden Motive bei Einbindung der vielen Besucher. Außerhalb steht dann jedoch die Architekturfotografie im Vordergrund. Das sehr besonders gestaltete und eindrucksvolle Gebäude liefert dafür hervorragende Bedingungen.
Ein geschichtlichen Kontrastprogramm bietet uns das protestantisches „Herzland“ – die Shankill Road. Die nationalistische Ausrichtung der Unionisten fällt deutlich ins Auge – überall sind der Union Jack und das Heldengedenken an die Gefallenen im 1. Weltkrieg und Getöteten während der blutigen Kämpfe während der Troubles gegenwärtig. Die anderen Sichtweise auf die Geschehnisse sehen wir dann im Bereich der Falls Road (Bereich der republikanisch ausgerichteten Bevölkerung, die sich den Anschluss an die Republik Irland wünschen), wo überall an die Unterdrückung der Bevölkerung und die Widerstandskämpfer erinnert wird. Dabei ist eine andere fotografische Herangehensweise gefragt. Hier gilt es, diese doch bedrückende Szenerie einzufangen, so dass dem Betrachter die Zerrissenheit verdeutlicht wird.
Einige Tage später auf dem Weg zu unserem Hotel in Buncrana, gelegen auf der Halbinsel Inishowen, wird uns dieser Konflikt in Londonderry (die republikanisch ausgerichteten Iren lassen im Stadtnamen „London“ weg und nennen ihre Stadt Derry) noch einmal sehr präsent. Wir durchstreiften die Bogside, ein von irischen Republikaner und Nationalisten bewohnter Bereich und Brennpunkt vieler Ereignisse während der sogenannten „Troubles“ mit der Schlacht in der Bogside 1969, dem Bloody Sunday 1972 und der Operation Motorman. Elf große Giebelwandgemälde (diese „Murals“ werden im Volksmund auch „Peoples Gallery“ genannt) erinnern an die Leiden der Bevölkerung im Kampf um die Menschenrechte.
Man darf aufgrund der aktuellen politischen Situation mit dem Brexit gespannt sein, unter welchen Bedingungen im Jahr 2020 nach Nordirland eingereist werden kann. Derzeit wird die Grenzüberquerung nur anhand der anderen Verkehrsschilder deutlich.

Wir erkunden die landschaftlichen Highlights im Conny Antrim

Gleich am ersten Tag nutzen wir das erste und letze Licht – beginnend bei den Dark Hedges, eine beeindruckende Buchenallee und touristischen Attraktion, die man tagsüber nie ohne Menschen fotografieren kann. Diese Allee war außerdem ein Drehort (weitere werden wir auf unserer fotografischen Rundreise sehen) der Fantasy-Serie „Game of Thrones“. Der Tag endet mit einem schönen Sonnenuntergang am Giants Causeway, während die Zwischenzeit durch die Fahrt zum Ballintoy Harbour mit der eindrucksvollen Küstenlandschaft sowie Dunluce Castle ausgefüllt wurde, aber nicht zu vergessen auch mit der wohlverdienten Pause als auch durch weitere Informationen zur Kamerahandhabung und Bildgestaltung. Ein guter Tag um alles Wichtige bei der Landschaftsfotografie umzusetzen, u.a.: Welche Brennweite ist angesagt? Worüber gestalte ich mein Bild – Blende oder Zeit? Worauf soll noch scharf gestellt werden? Wo ist der optimale Standort? Wann bieten sich Langzeitblichtungen oder Belichtungsreihen an? Was ist bei der Verwendung eines Stativs zu bedenken?
Dem Torr Scenic Drive folgend genießen wir am nächsten Tag den freien Blick bis zum Mull of Kintyre, dem Kap der schottischen Halbinsel Kintyre. Eine sehr schmale Straße führte uns anschließend in eine der schönsten Buchten Nordirlands – Murlough Bay, ein toller Platz zum Verweilen und natürlich zum Fotografieren. Mittagspause in Ballycastle und dann weiter zum Fair Head, dem beliebteste Klettergarten Irlands; in zweierlei Hinsicht ein Höhepunkt, und zwar bezogen auf die Motive und die reale Höhe (100 m) dieser Klippen; atemberaubendere Perspektiven bei einem Rundmarsch entlang am Klippenrand.

Inishowen 100

Nach dem Hotelwechsel auf die Halbinsel Inishowen machen wir uns auf nach Malin Head, immer entlang der Scenic Route „Inishowen 100“, in weiten Bereichen identisch mit dem „Wild Atlantic Way“. Bei tollem Wetter, so wie während der gesamten Reise, fahren wir das Gap of Mamore von Süden an und genießen den weiten Blick Richtung Urris, eine passende Gelegenheit für ein Panoramafoto. Nach einem Tipp eines Einheimischen finden wir den versteckt liegenden Glenevin Waterfall und stärken uns anschließend in „Nancy’s Barn“, bekannt als „World Chowder Champion“ (Seafood Chowder ist eine delikate cremige Fischsuppe).
Den Tag beenden wir am Malin Head, dem nördlichsten Landpunkt Irlands. Den Plan, „The Sheldrins“, ein Drehort von „Star Wars“, bei Sonnenuntergang zu fotografieren geben wir auf. Es ist einfach zu gefährlich, da wir aufgrund des ablandigen Sturms Angst um unsere Gesundheit und unsere Fotogeräte haben, denn ein Sturz über den hohen Klippenrand würde die Reise abrupt beenden. Aber der Plan B ist fast wie A, vergleichbar gut. Erst ein Marsch entlang am Klippenrand zum alten Signalturm Banba’s Crown mit dem wechselhaften Blick über den Atlantik und die irische Landschaft und, man will es bezogen auf den Ort und die Jahreszeit nicht glauben, mit einem Picknick im Windschatten von Malin Head. Auf halbem Weg zum „Hells Hole“ finden wir eine gute Position für den Sonnenuntergang mit Klagen auf hohem Niveau: Der Himmel ist wolkenlos.

Unsere Fotoreise in den irischen Norden endet in Dublin bemerkenswert ohne Regen während unserer Ausflüge in die Landschaft und mit eindrucksvollen Ergebnissen, die wir bei unserer Abschlusspräsentation bewundern können.