Es ist die dritte und letzte Freiraum-Fotoreise nach Irland in diesem Jahr, sie führt uns in den Süden und Südwesten dieser so abwechslungsreichen Insel. Mit abwechslungsreich ist dabei nicht nur die Landschaft gemeint, sondern auch das irische Wetter mit – wie die Iren sagen – drei Jahreszeiten an einem Tag.
Doch bevor wir die Kamera in die Hand nehmen, erfolgt zuerst eine eine Einführung in diese Reise mit ergänzenden Informationen zur Bildgestaltung.
Die Fahrt in den Süden
Zeitig machen wir uns auf den Weg Richtung Killarney im Südwesten Irlands. Eine gute Unterbrechung ist dann der Stopp auf halber Strecke beim Rock of Cashel – der ehemalige Sitz der Könige von Munster, seit Jahren diesmal ohne Baugerüst. Dem grauen und nieseligen Wetter angemessen führt uns der Weg zuerst ins relativ trockene Innere. Das stellt an uns die erste fotografische Herausforderung, denn es alles sehr eng und begrenzt, außerdem stehen viele Touristen immer wieder im Bild. Also genau schauen, das Bild entwickeln und im richtigen Moment auslösen. Im Außenbereich auf dem Friedhof konnte man gleich versuchen, bildwichtige Elemente freizustellen – auf Friedhöfen ist das häufig eine schwer zu bewältigende Herausforderung. Irisch typisch reißt der Himmel schnell auf und wir machen uns auf den Weg zur nahegelegenen Hore Abbey, die letzte im Jahr 1272 Zisterziendergründung in Irland.
Unterwegs auf dem Ross Castle Ringwall
Am ersten Tag in Killarney erkunden wir im Killarney Nationalpark mit Regen von oben den Torc Waterfall, erleben beim Ladies View bei besser werdendem Wetter den Blick über die Lakes of Killarney, anschließend fahren wir auf sehr engen Straßen durch das Black Valley bis zum Gap of Dunloe. Dabei steht die Landschaftsfotografie mit ihren verschiedenen Anforderungen im Focus. Wo finde ich einen interessanten Vordergrund, welche Elemente kann ich als ins Bild führende Linien nutzen, wie kann ich Licht und Schatten nutzen, welche Perspektive wähle ich für die Totale, Halbtotale und Details? Auch können jetzt die Grau- und Grauverlaufsfilter für Langzeitbelichtungen genutzt werden. Dabei geht es u.a. darum zu lernen, die richtige Filterstärke zu wählen. Am Torc Waterfall oder am Fluss im Black Valley gilt es, die Fließgeschwindigkeiten richtig einzuschätzen, um so auf die passende Belichtungszeit kommen, so das Bewegtes gut dargestellt wird. Um die unruhige Wasseroberfläche des Black Lake bei der Wishing Bridge (Gap of Dunloe) zu „glätten“, wird eine deutlich längere Belichtungszeit erforderlich als bei schnell fließendem Wasser. Unser Tageswerk endet schließlich am Lough Leane, um zum Sonnenuntergang Ross Castle zu fotografieren.
Ring of Kerry – Skellig Ring mit Valentia Island und Kerry Cliffs
Heute soll es Sonne und Wolken geben – ein guter Tag für die Panoramastrasse des Ring of Kerry. Hinter Killorglin stoppen wir an einem Aussichtspunkt mit einem herrlichen Blick in die Landschaft mit dem Fluss Carragh im Vordergrund. Weiter geht’s – das nächste Ziel ist Rossbeight Strand. Wir haben Glück, es ist Niedrigwasser, so dass wir bei schöner Lichtstimmung Motive über Motive vorfinden. Hier kann man sehr gut lernen, zur Bildgestaltung Linien und Strukturen zur erkennen. Hätten wir nicht noch weitere Ziele vorgesehen, wir wären noch länger gebleiben.
Vor Portmagee machen wir einen Abstecher Richtung Valentia Island mit Stopps am Bray Head und den gewaltigen Kerry Cliffs. Der Blick auf die Skellig Islands bei einem tollen Wolkenhimmel und auf über das Meer wandernde Lichtspots bleibt unvergesslich. Bei diesen Lichtbedingungen musste man sehr schnell sein. Die ziehenden Wolken verändern das Bild in Sekundenschnelle, so dass man schneller als man denkt die besten Motive verpassen kann. Gerade in solchen Situationen ist es besonders wichtig, dass man mit seiner Kamera auf „Du und Du“ ist, sie also fast imSchlaf beherrscht. Auch das will geübt sein.
Mit reichlich gefüllten Speicherkarten machen wir bei einsetzender Dunkelheit unsere wohlverdiente Pause fürs Abendessen in Sneem (bekannt für seine irisch bunten Häuser).
Muckross House und Muckross Abbey
Zehn Minuten Fahrt und wir sind am Parkplatz der Muckross Abbey. Wir wandern durch diese wunderschöne Landschaft des Killarney Nationalparks mit seinen vielen sehr alten Bäumen bei beginnender Herbstverfärbung zur Muckross Abbey mit seinem schön gelegenen Friedhof und dem Blick auf den Muckross Lake. Besonders eindrucksvoll ist der alte Kreuzgang mit einer im Innenhof stehenden alten Eibe. Durch die vorgegebene Enge werden hier ganz andere Anforderungen ans Fotografieren gestellt als in der Landschaftsfotografie. Der weitere Weg führt uns zum Muckross House, einem Herrenhaus aus dem 19. Jahrhundert mit angrenzendem „walled garden“. Während sich ein Teil der Gruppe für eine Wanderung entlang des Sees zurück zum Hotel entscheidet, wollen die anderen noch einmal zum nahe gelegenen Torc Waterfall, um noch ergänzende Bildideen umzusetzen.
Am Nachmittag beschäftigen wir uns mit unseren Bildern; ein großer Vorteil der digitalen Fotografie, da das Ergebnis zeitnah betrachtet werden kann, die Bilder bearbeitet und – wie bei Freiraum-Fotoreisen üblich – Bildbesprechungen durchgeführt werden können. Dabei ist der Lerneffekt durch die Rückmeldung und das Betrachten der Fotos der anderen Teilnehmer, die direkt neben einem gestanden haben und doch zu anderen Bildergebnissen gekommen sind, hoch. Es ist immer wieder erfreulich, wie schnell Gelerntes umgesetzt wird und wie gut die Resultate sind.
Rosscarbery Bay
Unser letzter Tag im Süden Irlands beschert uns einen strahlend schönen Frühherbsttag mit Wolken am Himmel, so wie es Fotografen lieben. Der längere Weg an die Südküste wird belohnt. Zuerst bei Galley Head mit seinem markanten Leuchtturm und der traurigen Berühmheit, da dort vor der irischen Südküste am 07. Mai 1915 die Lusitania von einem deutschen U-Boot versenkt wurde.
Wir besuchen anschließend noch Owenahincha Beach mit u.a. tollen Steinstrukturen, die allerdings auch erst gesehen werden müssen, meistens sind das die Motive auf den zweiten Blick. Große und markante Steine finden wir danach beim Drombeg Stone Circle – dem Altar der Druiden -, wo man einen tollen Blick über die irische Landschaft mit ihren wunderschönen Grüntönen hat.
Nach einer wohlverdienten Stärkung geht’s noch einmal zurück zur Owenahincha Beach, wo wir mit einem sehenswerten Sonnenuntergang belohnt werden. Und wieder zeigt sich, man muss auch bei einem Sonnenuntergang Geduld haben, denn der Himmel wird häufig erst nachdem die Sonne hinter dem Horizont verschwunden ist immer farbiger und schöner.
Zurück in Dublin
Diese eindrucksvolle und abwechslungsreiche Reise beenden wir mit einem abendlichen Pubbesuch in Temple Bar; die letzte Möglichkeit, sich mit der Available Light Fotografie zu beschäftigen, sei es von Spiegelungen der beleuchteten Brücken über den Liffey oder vom quirligen Treiben im Pub.