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18.-25.06.2017 Fotoreise Färöer Inseln

Fotoreise Färöer Inseln

Wetter im Minutentakt, Regen bei Sonnenschein. Wer schon einmal auf der kleinen Inselgruppe im Nordatlantik unterwegs war, weiß wovon ich spreche. Auf den Färöer ist ein fleißiger Kulissenschieber am Werk. Kleine Anmerkung: Man sagt übrigens nicht Färöer Insel, weil im Wort Färöer bereits das Wort Inseln enthalten ist. Genau übersetzt heißt es Schafsinseln. Kein Wunder bei 70 000 Schafen und 50 000 Menschen.

Man muss sich einrichten auf dieses Phänomen, bei der Wind, Sonne und Regen die Hauptrolle spielen. Nun war ich schon oft in den Regionen des hohen Nordens unterwegs und habe eine Gespür für die Unberechenbarkeit des Wetters entwickelt. Oder anders gesagt: Man bekommt mit der Zeit ein Bauchgefühl für dieses Auf und Ab, Hell und Dunkel.

So schauen einige der Teilnehmer unser Gruppe ein wenig skeptisch drein, als ich die Abfahrt bekannt gebe bei kräftigen Wind und peitschendem Regel. Da wäre es doch jetzt in unserem warmen Hotel viel gemütlicher. Und ich lese die Gedanken in den Gesichtern der unerfahrenen Nordland-Fahrer: „Sollten wir nicht abwarten, bis sich das Wetter wieder verbessert?“. Doch das hat es einige hundert Meter weiter bereits getan, und wird nach kurzer Fahrt mit Stauen quittiert.

Die Färöer sind in vielerlei Hinsicht eine wahre Wunderkiste. Von oben auf der Weltkarte betrachtet, lugen die Inselchen aus den gewaltigen Wassermassen des Atlantiks. Man glaubt kaum, trockenen Fußes das Land betreten zu können, so verwindend klein erscheint es in den unermesslichen Weiten.

Sattes Grün über Berg und Tal

So verwundert nicht nur das Wetter auf den Eilanden, sondern auch die Ausdehnung der Inseln und ihre landschaftliche Vielfalt. Auf gut ausgebauten, aber oft engen Straßen erreicht man fast jeden Ort, die meisten der Buchten und viele abgelegene Winkel. Und dies ist natürlich gerade für uns Fotografen wichtig. Die Hügel, Berge, Täler und Flächen ruhen unter einem gleichmäßig grünem Gras-Teppich, dessen Farbton man aus Irland und Schottland zu kennen glaubt. Ein ruhiges und beruhigendes Grün,- satt und frisch und weich…

Der Gras-Teppich ist Nahrungsgrundlage der überfall präsenten Schafe, die oft in ihren Verdauungsphasen halb auf der Straße liegen und auf damit auf ihr strategisches Vorrecht beharren. Das passt in den Slogan der Inseln: Das letzte Wort hat die Natur.

Wer aber meint, nur Schafen, ein paar Kühen und Pferden zu begegnen, wundert sich dann ein weiteres Mal, wenn’s auf die Vogelinsel Mykines geht. Die erreicht man nur per Boot oder mit dem Hubschrauber. Dort geht es bergauf, bergab vorbei an tausenden Vögeln Richtung Leuchtturm. Die Idylle fordert ein wenig Kondition. Aber die Anstrengung wir belohnt mit interessanten Motiven. Zwar weiden auch hier einige Schafe, aber sie sind deutlich in der Unterzahl. Hier haben eindeutig die Papageientaucher das Sagen. Sie schießen über unsere Köpfe hinweg und verlangen dem Fotografen schon einges ab, will er diese Pracht auf den Sensor bannen. Die Vögel haben sich an den Menschen gewöhnt und lassen uns bis auf wenig Meter an sich heran. Sorgen schein sie nur zu haben um ihre Nahkommen, die sie in Nestern hegen und pflegen, die einen guten Meter in der Erde verborgen sind.

Vögel überall

Neben den dominierenden Puffins finden sich einige Dutzend anderer Vogelarten auf Mykines: Möwen, Baßtölpel, Eissturmvögel, Trottellummen, Austernfischer, Küstenseeschwalben und viele mehr. Bei der Rückkehr mit dem Boot haben wir einige Berg-Kilometer in den Beinen und viele Bilder in der Kamera. Bei der Rückfahrt mit der kleinen Fähre werden wir ein wenig durchgeschaukelt bei einem Seegang, den Inländer gern Sturm nennen, der dem gewöhnlichen Seemann aber nur ein müdes Lächeln abgewinnt. Trotz allem hat uns dieser Tag sowohl physisch wie auch mental einges abverlangt. Glücklich zufrieden sind wir am Ende allemal.

Zu einem weiteren Highlight wird unser Fahrt nach Tjörnuvik, wo wir fantastische Landschaftsmotive finden. Die weite Bucht mit dem markanten Sandstrand bietet eine spannende Kulisse. Im Hintergrund zeigen sich Risin und Kellingin, der „Riese“ und das „Weib“, zwei markante Felsen vor der Steilküste der Halbinsel Eidi, von denen eine alte Saga handelt. Hier kommen wir vor allem mit Langzeitbelichtungen zu prachtvollen Ausnahmen.

Den höchsten Berg der Färöer, den 882 Meter hohen Slattaratindur, lassen wir auf unser Tour links liegen. Ich habe ihn im vergangenen Jahr „bestiegen“ und erfahren, dass er einem schon zitternde Knie bescheren kann im steilen, unwegsamen Gelände. Doch der Hauptgrund, ihn zu „verschonen“ liegt im feuchtnassen Gras, das einen „Gipfelsturm“ zu einer nicht ungefährlichen Rutschpartie machen kann.

Natur pur

Der kleine Ort Gjögv ein paar Kilometer weiter wird dafür zum kleinen Paradies für Fotografen. Auch hier kommen wieder Grau- und Verlaufsfilter und Stativ zum Einsatz. Hier begegnen sich Meer und Land auf eine kräftige Art, die zu vielerlei fotografischen Kompositionen einladen.

An Fotomotiven mangelt es generell nicht auf den Färöer. Schon in der Hauptstadt Torshavn kann man stundenlang durch die Straßen und entlang dem Hafen wandeln. Hier gilt es die richtige Perspektive zu finden und Ruhe zu bekommen in seine Bilder bei den vielfältigen grafischen Formen.

Ich glaube, nicht nur ich habe die Färöer am Ende ins Herz geschlossen. Für Natur- und Fotofreunde sind sie kleine Erlebniswelten, die man nicht vergisst. Es gibt hier keinen Hype und kein Schickimicki, dafür aber Natur pur in voller Kraft. Noch sind die Inseln nicht überlaufen. Der Fischfang und die Schafzucht stehen für die Färinger noch im Mittelpunkt ihres Erwerbes. Der Tourismus jedoch wird zunehmen und hoffentlich nicht zu viel Unruhe bringen in dieses Stück heile Natur im Nordatlantik.